- Kultur
- 44. Montreux Jazz Festival
Arena mit Aura
Jazz in Montreux
Seinen Spitznamen »Funky Claude« hat Festivalgründer Claude Nobs »Deep Purple« und deren Montreux-Hymne »Smoke on the Water« aus dem Jahr 1972 zu verdanken. Ein Konzert von Frank Zappa ging in Flammen auf und seitdem singen Rockfans weltweit »... fire in the sky«.
Die Musiker wurden 1996 vor ihrem Aufritt mit einer Ehrenmedaille der Stadt Montreux ausgezeichnet, denn ihr Song habe weltweit auf das von 25.000 Einwohnern bevölkerte Städtchen am Genfer See mit dem milden Klima und subtropischer Vegetation aufmerksam gemacht. Alljährlich im Sommer verwandelt sich Montreux wochenlang zur größten europäischen Arena für Livemusik aller Couleur.
Im Mittelpunkt steht immer noch Gründer Nobs, der im Frühjahr das opperative Geschäft an seinen designierten Nachfolger Mathieu Jaton abgab. Stillsicher erschien er als Ansager zum Eröffnungskonzert – ganz in Weiß gekleidet, mit dazu passendem Hut. Er ist zwar inzwischen 74 Jahre alt, aber seine Fäden am See zieht er immer noch. Als die Künstlerin Melissa von der Maur in Canada ihren Flug verpasst, telefoniert der Impressario ein wenig und zaubert John McLaughlin und Billy Cobham auf die Bühne des Auditorium Stravinski. Beide setzten Maßstäbe auf dem Gebiet des Jazzrock mit ihrem Mahavishnu Orchestra. Sie hatten viele Jahre nicht mehr gemeinsam musiziert und hatten sichtlich Freude, als »Ersatz« einspringen zu können.
Die Teilnahme am Festival gilt immer noch als Meilenstein einer Künstlerkarriere. Nobs und sein Festival-Team verpflichten Künstler in ungewohnten Konstellationen, sie regen an, Neues zu wagen, und so wird in diesem Jahr Stammgast Qunicy Jones sich nicht von einer Bigband begleiten lassen, sondern von einem Quintett mit dem famosen Namen »The Global Gumbo All-Stars«. Viele große Namen machen gern Station, denn die beiden Säle des Kongresszentrums – neben dem großen Auditorium Stravinski steht die Miles Davis Hall zur Verfügung – bieten eine intime Atmosphäre, die in deutlichem Kontrast zu den Stadien und Hallen des üblichen Konzertzirkus stehen.
Wie schon 1967 führt auch dieses Jahr Keith Jarrett die Schar der Namen an. Simply Red, Mark Knopfler, Herbie Hancock, Katie Melua und Angelique Kidjo seien als nicht repräsentative Auswahl der Topacts genannt. Mit Air, Charlotte Gainsbourg, Vampire Weekend, Tori Amos, Sophie Hunger und Broken Bells stehen auch viele interessante Künstler in der zweiten Reihe. Die Mischung des Festivals aus etablierten Namen und neuen Bands werde jedes Jahr neu entwickelt, so Nobs bei der Eröffnungspressekonferenz. Besonders stolz ist der Enthusiast dabei auf ein mehr als 500stündiges Angebot kostenloser Konzerte. en.
Das Eröffnungswochenende bot den Musikfans Anlass zu Euphorie, wenn man die Auftritte von Phil Collins (Foto: dpa) und Norah Jones nimmt. Allerdings gab es mit Roxy Musikc auch eine veritable Enttäuschung zu verbuchen. Doch der Hof des »Funky Claude« wird nicht von den einzelnen Auftritten geprägt, die Vielfalt und die Freude von Musikern und Besuchern machen die Atmosphäre dieses Festivals aus.
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