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Puyol zerstört Finaltraum

Deutschland scheitert im Halbfinale knapp, aber hochverdient mit 0:1 gegen Spanien

Von einem leichten Weg ins Finale wie zuletzt bei der WM 2002 in Japan und Südkorea konnte dieses Mal niemand reden. Nach den klaren Siegen in den Klassikern gegen England und Argentinien stand für das DFB-Team im Moses Mabhida-Stadion in Durban am Mittwochabend der nächste Prüfstein auf dem Fahrplan: Halbfinale gegen den Europameister Spanien, der vor dem WM mit Brasilien als Titelfavorit Nummer eins gehandelt wurde. Diese Hausnummer war wie schon im EM-Finale 2008 ein Tick zu groß. Zwar stemmte sich die deutsche Elf lange Zeit gegen spielerisch dominante Spanier, doch nach dem Führungstor von Barça-Kapitän Carles Puyol, der eine Ecke seines Vereinskameraden Xavi in der 73. Minute ins Netz wuchtete, fand Deutschland keinen Weg zurück in ein Spiel, in dem das deutsche Konterspiel schon bis dahin kaum zum Tragen gekommen war.

Die personellen Fragen waren für den Bundestrainer Joachim Löw schnell geklärt. Für den gelbgesperrten Shootingstar Thomas Müller vom FC Bayern spielte Pjotr Trochowski vom Hamburger SV. Der spanische Trainer Vicente del Bosque setzte auf verstärkte Blockbildung, brachte mit Pedro statt Torres einen weiteren Spieler vom FC Barcelona. Mit seinem künftigen Vereinskameraden David Villa eingerechnet, standen sieben Barça-Spieler in der Anfangsformation.

Das Vorhaben von Bundestrainer Löw, »nicht bewusst defensiver zu spielen«, konnte in der Anfangsphase nicht umgesetzt werden, die »furia roja« (rote Furie) war dominant und kam in der ersten Viertelstunde zu zwei klaren Chancen. Zuerst setzte Pedro mit einem perfekten Pass in die Schnittstelle der Viererkette David Villa ein, doch der herauslaufende Schalker Manuel Neuer konnte klären. Wenige Minuten später köpfte Innenverteidiger Carles Puyol knapp über das Tor. Gefährlicher wurden die Spanier in der ersten Hälfte trotz weiterer Chancen nicht mehr.

Die Versuche der Löw-Truppe sich in der ersten Halbzeit zu befreien, verpufften ähnlich wie die ersten Versuche mancher Zuschauer, eine Welle durchs Stadionrund zu treiben. Defensiv stand die deutsche Elf allerdings kompakt und jeder Spieler konnte sich über die Hilfe seiner Mitspieler sicher sein. Von den im Turnier bisher häufig zu sehenden überfallartigen Kontern war nichts zu sehen und selbst Bastian Schweinsteiger zeigte zu Beginn nicht seine gewohnte Passsicherheit.

Die größte im ersten Durchgang hatte der bis hin dahin blasse Bremer Mesut Özil, der allein in den Strafraum eindrang, aber von Außenverteidiger Sergio Ramos so bedrängt wurde, dass er ins Stolpern kam. Der mögliche, wenngleich alles andere als zwingende Elfmeterpfiff blieb aus und so ging es torlos in die Pause.

In der zweiten Hälfte nahm die Partie Fahrt auf. Spanien drückte weiter und kam schnell zu einer Doppelchance: Zuerst parierte Neuer glänzend einen Pedro-Schuss und den anschließenden Querpass von Iniesta verfehlte Villa im Fünfmeterraum nur knapp. Löw versuchte mit recht frühen taktischen Wechseln – Marcel Jansen für Jérôme Boateng und Kroos für Trochowski – das Blatt zu wenden. In der 70. Minute hätte das fast Wirkung gezeigt, als Kroos nach einem Flankenlauf von Lukas Podolski mit einem Volleyschuss nur knapp an Casillas scheiterte. Das gab der deutschen Elf sichtlich Auftrieb. Allerdings nur kurz: Bis zum Tor von Puyol. Deutschlands großes Ziel, zum achten Mal in der deutschen Fußball-Geschichte ins Endspiel einzuziehen, wurde dort beendet, wo das Abenteuer gegen Australien begann: Im wohl schönsten WM-Stadion Moses Mabhida in Durban. Trost ist das freilich nicht. Erst mit Abstand wird die Freude über die Turnierleistung die Enttäuschung über das Ausscheiden überdecken können.

Deutschland: Neuer - Lahm, Mertesacker, Friedrich, Boateng (52. Jansen) - Schweinsteiger, Khedira (81. Gomez) - Trochowski (62. Kroos), Özil, Podolski - Klose.

Spanien: Casillas - Ramos, Pique, Puyol, Capdevila - Xabi Alonso (93. Marchena) - Busquets, Xavi, Iniesta - Pedro, Villa (81. Torres).

Tore: 0:1 Puyol (73.). Schiedsrichter: Kassai (Ungarn). Zuschauer: 60 9600.

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