Profit in der Luft – Sparen am Boden
Seit Monaten weisen sie mit einer täglichen Mahnwache auf eine drohende Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen hin, nun versuchen die Mitarbeiter der Düsseldorfer Firma Klüh Service Management GmbH, in die Offensive zu kommen. Am letzten Wochenende verteilten sie Flugblätter an Fluggäste und Dienstleistungs-Arbeitnehmer des Düsseldorfer Flughafens. »Lohngeier über dem Rheinland«, ist es überschrieben. Es enthält eine Unterschriftenliste, mit der gegen die Schließung des Betriebes protestiert werden soll. Die Belegschaft erwägt zudem einen Streik.
Hauptauftraggeber Air Berlin will die Preise für die Reinigung seiner Billigflieger um 20 Prozent drücken. Die Rechnung des Flugunternehmens gehe nur dann auf, wenn »bei uns« gespart wird, befürchten die Klüh-Mitarbeiter. Das Management will sein Tochterunternehmen zum Jahresende schließen. Die als kämpferisch geltende Belegschaft soll in einer neuen Firma »übernommen« werden, die nach jetzigem Stand wohl zur Wieprecht-Gruppe gehören wird. Übernommen würden sie jedoch allenfalls zu schlechteren Bedingungen, befürchten die Mitarbeiter: »Weniger Lohn, mehr Arbeit, schlechtere Arbeitsbedingungen und der Versuch, unseren guten Zusammenhalt zu sprengen.«
8,40 Euro Stundenlohn verdienen die 160 Klüh-Mitarbeiter. Den gesetzlichen Mindestlohn also. Drunter geht's, zumindest legal, nicht. Geld einsparen ließe sich nur auf Kosten der Qualität oder durch eine noch höhere Arbeitsverdichtung, sagt Peter Riedel, Abteilungsleiter Dienstleistungen bei der IG BAU. Doch die Arbeitsverdichtung in der Branche ist bereits jetzt enorm: Wurden vor zehn Jahren noch acht Mannstunden eingeplant, um ein Flugzeug zu reinigen, sind es heute noch zwei. Leeräumen, Putzen, Einräumen – alles muss binnen 20 Minuten erledigt sein. »Zeit ist Geld«, gilt insbesondere im Flugverkehr, wo Verspätungen enorme Kosten erzeugen.
Das Klüh-Management hat Helmut Naujoks angeheuert. In seinem Buch »Die Kündigung von ›Unkündbaren‹« brüstet sich der Jurist damit, auch »schwierige Kündigungsfälle« entsorgen zu können: Betriebsräte, Schwerbehinderte, Kranke, Ältere – Mitarbeiter, »die gemäß Tarifvertrag unkündbar sind«. Der Journalist Günter Wallraff, der undercover in Naujoks Kanzlei recherchierte, sagt über den Juristen, er agiere jenseits von Gesetz und Recht. Naujoks ruiniere und traumatisiere seine Opfer, er sei »hundsgemein und gemeingefährlich«.
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