Chefdiplomat

Kevin Rudd - Australiens ehemaliger Premier wird Außenminister

Nicht die Qualifikation, sondern die Person macht Australiens neuen Außenminister zu einer überraschenden Wahl: Kevin Rudd. Knapp drei Monate, nachdem sie ihn aus seinem Amt gedrängt hatte, hat Australiens Premierministerin Julia Gillard am Samstag ihren Vorgänger zum Außenminister ernannt. Nach australischen Medienberichten hatte Gillard ihm den Posten bereits im Vorfeld der Parlamentswahl versprochen, um sich Rudds Unterstützung zu sichern.

Der 1957 als jüngster Sohn eines armen Milchbauern in der Kleinstadt Nambour geborene Rudd ist damit dort gelandet, wo seine politische Karriere in jungen Jahren begonnen hatte. Bereits mit 24 Jahren bekam er einen Job im Außenministerium, nachdem er zuvor sein Studium der chinesischen Geschichte und Sprache erfolgreich abgeschlossen hatte. Dass er fließend Chinesisch spricht hat ihm damals geholfen und wird es auch künftig, denn China ist mit seinem Rohstoffhunger zu Australiens wichtigstem Handelspartner avanciert. Da gilt es den richtigen Ton zu treffen: Deswegen wird Rudd das Thema seiner Doktorarbeit gegenüber China eher nicht zur Sprache bringen: Sie behandelte den Schauprozess gegen einen der Köpfe der chinesischen Demokratiebewegung, Wei Jingsheng, in der Ära von Deng Xiaoping.

In seiner Zeit als Premier hat der dreifache Familienvater bewiesen, dass ihm das internationale und diplomatische Parkett liegt. Wegen seiner zahlreichen Auftritte auf der Weltbühne erhielt er den Spitznamen Kevin 747 – in Anlehnung an den Boeing-Jumbojet. Gegenüber China hielt er sich alsbald mit allzu kritischen Worten zurück, was ihm Kritik von Menschenrechtlern einbrachte. Positiv anerkannt wurde seine uneingeschränkte Entschuldigung im Namen der Regierung und des Parlaments gegenüber Australiens Ureinwohnern, den Aborigines, was vor ihm kein Premier ins Auge gefasst hatte. Für Entschädigungszahlungen wollte er sich indes nicht stark machen.

Wie die Premierministerin Gillard gehört Rudd der Labor-Party an, der er schon im Alter von 15 beitrat. Nachtragend wegen des parteiinternen Putsches ist der gläubige Christ offenbar nicht. Es gebe nationale Interessen, die über den persönlichen Interessen stünden. »Das trifft auch auf mich zu«, sagte der 52-Jährige.

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