Hohe Abmeldequote?
FAKTENcheck: GEZ-Verweigerer
Die Meldung taucht in unregelmäßigen Abständen immer wieder in den Medien auf: Angeblich steigt seit Jahren die Zahl der Menschen, die ihr Radio oder ihren Fernseher bei der Gebühreneinzugszentrale (GEZ) abmelden. Die Verbreitung der Meldung hat vor allem dann Konjunktur, wenn die Ministerpräsidenten der Länder sich wieder einmal auf eine Erhöhung der GEZ-Gebühr geeinigt haben. Auch in den Verwaltungsräten von ARD und ZDF werden die GEZ-Flüchtlinge gern als Argument für die Notwendigkeit von steigenden Gebühren genannt. Wenn man im Internet über GEZ-Abmeldungen liest, könnte man zudem meinen, dass es eine regelrechte Volksbewegung gegen die GEZ gibt.
Doch ein aggressives Abmeldeverhalten gibt es nicht, wie die Daten der GEZ zeigen. In den letzten Jahren lag die sogenannte TV-Haushaltsdichte, die die Zahl der von der GEZ erfassten TV-Geräte angibt, bundesweit stabil bei rund 96 Prozent. Anfang des Jahrzehnts betrug diese Quote knapp 90 Prozent. Richtig ist allerdings, dass es teilweise große Unterschiede zwischen den Sendern gibt. So beträgt die Haushaltsdichte im Bereich des RBB lediglich 89 Prozent, während der Bayerische Rundfunk einen Wert von fast 99 Prozent vorweisen kann. Hinzu kommt, dass der RBB die meisten Zahlungsverweigerer hat. Die sogenannte Foderungsausfallquote beträgt in Berlin und Brandenburg über drei Prozent, der Bayerische Rundfunk dagegen kann seine GEZ-Ansprüche nur bei knapp einem Prozent der Haushalte nicht durchsetzen.
Der Grund dafür dürfte nicht nur sein, dass in Berlin besonders viele Haushalte in sozial prekärer Lage leben. Viele Einwanderer verweigern sich der GEZ. Möglicher Grund: Bei ARD und ZDF kommen Menschen aus dem Einwanderermilieu allen Lippenbekenntnissen zum Trotz weiterhin kaum als Subjekte vor. jam
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