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Klimaschutz anpacken

Aktionstag der Superlative: Über 7000 Aktionen in 180 Ländern

  • Felix Werdermann
  • Lesedauer: 2 Min.
Bäume pflanzen, Fahrrad fahren, Solaröfen bauen – auf der ganzen Welt wollen Umweltaktivisten zeigen, wie Klimaschutz konkret aussieht. Unter dem Motto »Wir packen's an« sind am Sonntag über 7000 Aktionen in über 180 Ländern geplant. Gleichzeitig soll die Politik aufgefordert werden, endlich die Erderwärmung effektiv zu bekämpfen.

In Russland werden an 10 000 Schulen Bäume gepflanzt, in Frankreich errichten Bürgerinnen und Bürger ein Ökodorf, in Spanien findet ein Musikfestival statt, dessen Stromverbrauch von Fahrrädern gedeckt wird. In Japan fahren Sumo-Ringer mit dem Rad zur Arbeit, in Pakistan wird erklärt, wie Solaröfen gebaut werden und der Präsident der Malediven hat sich bereits eine Solaranlage auf sein Dach gesetzt.

»Der 10. Oktober ist auf dem besten Weg, der größte Aktionstag für konkreten Klimaschutz in der Geschichte des Planeten zu werden«, erklären die Organisatoren von www.350.org, einer internationalen Klimaschutzkampagne. Die Ankündigung klingt zunächst etwas größenwahnsinnig. Erfahrung mit weltweiter Mobilisierung haben die Initiatoren aber bereits: 2009 hatte 350.org ebenfalls zu einem globalen Aktionstag aufgerufen, es beteiligten sich beinahe genauso viele Gruppen wie für Sonntag erwartet werden.

Damals stand alles im Zeichen einer Zahl: 350. Soll die Erderwärmung auf ein erträgliches Maß begrenzt werden, so müsse die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre auf 350 parts per million (0,035 Prozent) begrenzt werden, meinen Klimawissenschaftler. Dieser Wert ist bereits überschritten, trotzdem erhöht sich der Kohlendioxidanteil weiter.

Auch in diesem Jahr geht es um Zahlen: »10/10/10« – der 10.10. 2010 soll zum Startschuss für den ganz konkreten Klimaschutz werden. Denn nun geht es nicht mehr nur um Protest, sondern um das Sichtbarmachen umweltfreundlicher Alternativen. »Wir wollen zeigen, dass Menschen in Deutschland und weltweit längst dabei sind, die Klimakrise anzupacken«, sagt David Wagner, der die Aktionen in Deutschland koordiniert. »Wir erwarten aber auch von der Politik, dass sie endlich handelt.«

Doch das ist fraglich: Nachdem 2009 die Kopenhagener Weltklimakonferenz gescheitert ist, glaubt kaum jemand, dass im mexikanischen Cancún, wo vom 29. November bis zum 10. Dezember der Folgegipfel stattfindet, ein internationales Abkommen zur Emissionsminderung beschlossen wird. Die Zeit aber drängt: 2012 läuft das Kyoto-Protokoll aus.

Doch lassen sich Diplomaten durch den Aktionstag beeinflussen? Die oberste Klimapolitikerin Christiana Figueres glaubt das schon: »Wenn Bürger davon begeistert sind, ist es auch für Regierungen leichter, wirkliche Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen«, sagte die UN-Klimachefin während der gerade laufenden Vorverhandlungen im chinesischen Tianjin. Wagner von 350.org glaubt, die Menschen seien bereit für Klimaschutz – »auch wenn es eine Umstellung bedeutet«.

Wie das aussehen kann, wird sich zum Beispiel in Berlin vor dem Brandenburger Tor zeigen. Dort wollen am Sonntag »Klimapiraten« nachgebauten Atom- und Kohlkraftwerken den Stecker ziehen. Gleichzeitig können Passanten beweisen, dass sie bereit sind für das Zeitalter der erneuerbaren Energien: Vor Ort können sie zu Ökostromanbietern wechseln.

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