Leseprobe

Barack Obama

  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Jahr nach der Wahl von 2008 durfte man sich fragen, ob der intensivste Moment der Obama-Ära nicht ihr erster gewesen war. Obama selbst hatte im März 2009 auf einer Pressekonferenz gesagt, der »berechtigte Stolz« des Landes auf die Wahl des ersten schwarzen Präsidenten habe »etwa einen Tag gedauert«. Das schien ihn nicht besonders zu berühren. »Momentan«, sagte er, »beurteilt das amerikanische Volk mich genau so, wie ich beurteilt werden sollte« – nach der Leistung ...

Inzwischen ist bei vielen Amerikanern, unter anderem auch den Parteiungebundenen, die für Obama gestimmt hatten, tiefe Unzufriedenheit eingekehrt ... Dass ein Präsident angesichts der schrecklichen Arbeitslosigkeit, der Rekorddefizite und politischer Rankünen seine Popularität über längere Zeit bewahren könnte, war schwer vorstellbar ... Obamas Leistungen in seinem ersten Amtsjahr bezogen sich teilweise auf Dinge, die nicht geschahen. Dass das Bankensystem und die Automobilindustrie nicht zusammenbrachen, war staatlichen Interventionen zu verdanken. Das Land war nach allem, was man hörte, nicht nur einer Wirtschaftskrise entgangen, es erholte sich auch langsam ... Doch die Realität einer Arbeitslosenquote von zehn Prozent und der ärgerliche Anblick von Investmentbankern, die auf das Kapitol kamen, um ihre krassen Boni zu rechtfertigen, hemmte jedes Gefühl von Dankbarkeit und jede Jubelstimmung. Es gab andere Erfolge. Obama nominierte Sonia Sotomayor als erste hispanische Richterin am Obersten Gerichtshof. Er liberalisierte die Wissenschaftspolitik. Er bestimmte einen verbindlichen Fahrplan für den Abzug amerikanischer Truppen aus Irak. Er beschloss Maßnahmen gegen die Diskriminierung von Homosexuellen beim Militär. Gegen die Meinung einiger seiner Berater begann Obama seine Amtszeit außerdem mit einem Aufruf an den Kongress, das Gesundheitswesen zu reformieren; er kam damit weiter als jeder Präsident der letzten fünfzig Jahre ...

Aus der Biografie von David Remnick »Barack Obama. Leben und Aufstieg« (Berlin Verlag, 975 S., geb., 35 €).

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