Allein mit Schmerz und Strapazen
Psychologische Hilfe für Krebskranke ist nicht ausreichend
Für Tumorpatienten fehlt es nach Einschätzung des Psychotherapeuten Bernhard Strauß vom Universitätsklinikum Jena nach überstandener Therapie an professioneller psychologischer Hilfe. Beim Übergang in ambulante Nachsorge klaffe eine Versorgungslücke, sagte der Direktor des Instituts für psychosoziale Medizin und Psychotherapie. Tumorzentren böten den Patienten während Operation, Chemotherapie und Bestrahlung auch eine spezielle psychoonkologische Betreuung an. Ambulant fehlte es an geeigneten Strukturen.
In Deutschland werden jährlich rund 450 000 Menschen mit der schockierenden Diagnose Krebs konfrontiert. Mindestens jeder dritte Krebskranke benötigt nach Einschätzung des Experten psychoonkologische Begleitung, um diese Diagnose und die damit verbundene Angst zu verkraften. Auch bei der Bewältigung der Behandlung, dem Umgang mit Schmerzen und der Rückkehr in den Alltag sei Unterstützung nötig.
Probleme für viele Krebspatienten nach ihrer Entlassung aus der Klinik seien die teils monatelangen Wartezeiten auf einen Therapieplatz bei niedergelassenen Psychotherapeuten, sagte Strauß. Das Psychotherapie-Schema mit festen wöchentlichen Gesprächsterminen eigne sich für Tumorkranke nicht unbedingt. Beratungsstellen, etwa von Krebsgesellschaft oder Krebshilfe, gäben mehr Sozialberatung als psychologische Hilfe. Um die Situation zu verbessern, hält Strauß flexiblere Sprechstundenzeiten bei niedergelassenen Psychotherapeuten und eine bessere Vernetzung der Praxen mit Beratungsstellen für nötig. Am Universitätsklinikum Jena werden allein an Frauenklinik und Brustzentrum jährlich rund 250 Krebspatientinnen psychoonkologisch betreut. Gefragt sei die Hilfe aber zunehmend auch von an Krebs erkrankten Männern.
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