Castor im Norden unerwünscht
Der Atommülltransport ist auf dem Weg nach Lubmin – Zahlreiche Proteste angekündigt
Die bisherigen Proteste sind friedlich geblieben. Sie richten sich gleichermaßen gegen die von der Bundesregierung beschlossene Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke und den Atommülltransport. »Der Karlsruher Atommüll ist in Lubmin völlig fehl am Platz«, kommentierte Greenpeace-Sprecherin Anike Peters. Solange kein sicheres Endlager existiere, müsse der Müll wieder zurück in das Bundesland, in dem er produziert wurde.
Der Zug transportiert in vier Spezialbehältern etwa 2500 Brennstäbe aus dem Kernforschungszentrum Karlsruhe und vom deutschen Atomschiff »Otto Hahn«, die jahrelang im südfranzösischen Kernforschungszentrum Cadarache lagerten. Fünf Wochen nach dem von heftigen Protesten begleiteten Transport ins niedersächsische Gorleben wird der Atommüll auch diesmal von einem Großaufgebot der Polizei gesichert. Die gesamte Bahnstrecke wird von Sicherheitskräften überwacht. In Mecklenburg-Vorpommern sind laut Innenministerium 3000 Polizisten im Einsatz, dazu kommen Bundespolizisten in vierstelliger Zahl. Die Kosten für das Land Mecklenburg-Vorpommern werden auf 1,6 Millionen Euro geschätzt. Bis gestern genehmigten die Behörden elf Mahnwachen entlang der Strecke zum Zwischenlager bei Lubmin; insgesamt sollte es 70 Veranstaltungen geben, die meisten davon im Raum Greifswald.
In Biesenthal (Barnim) forderten Atomkraftgegner am Mittwochnachmittag mit Plakaten und Spruchbändern den sofortigen Ausstieg aus der Kernenergie. Für den Abend wurden etwa 100 Demonstranten bei einer Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz der 5500-Einwohner-Kommune erwartet. Man werde solange ausharren, bis klar sei, dass die Route des Castor-Transports nicht über Biesenthal führe, sagte ein Sprecher des Bündnisses. Eine der möglichen Routen könnte durch den Barnim verlaufen.
Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) ging von einem störungsfreien Castor- Transport durch das Land aus. Dennoch sei die Polizei vorbereitet, bekräftigte er am Mittwoch in Halle. »Wir werden dafür sorgen, dass entlang der Strecke nichts passiert. Das ist unsere Aufgabe«, sagte Hövelmann.
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