Bald kommt nichts mehr in die Tüte
Italien: Die beliebten Plastikbehältnisse sind seit Neujahr verboten
Jeder Italiener verbrauchte im Durchschnitt 300 Plastiktüten in einem Jahr. Große und kleine, weiße und bunte, meist mit Reklameaufdruck und wunderbar praktisch. Denn die Tüten, die man mit nach Hause nahm, konnte man auch verwenden, um den Müll darin wegzuwerfen, Dinge mit sich herumzutragen, Löcher zu stopfen oder Sachen aufzubewahren.
Aber nach drei Jahren Verzögerung trat das Verbot der Plastiktüten nun tatsächlich in Kraft. Eigentlich hätte es auch diesmal wieder einen Aufschub geben sollen, aber Umweltministerin Stefania Prestigiacomo setzte sich dann doch durch, nachdem sie sogar mit Rücktritt gedroht hatte. Dabei ist die Verordnung gerade in Italien mehr als notwendig: Jedes Jahr werden hier 20 Milliarden Tüten verbraucht, was etwa 20 Prozent des Konsums in ganz Europa ausmacht.
Die Italiener sind noch etwas perplex. Zwar befürworten sie in der Mehrheit das Verbot, aber wie sie ihren Einkauf nach Hause bringen sollen, wissen sie nicht so recht, da Jutesäcke, Netze und umweltfreundliche Taschen eine Seltenheit sind. Allerdings müssen sie ihr Kaufverhalten nicht von heute auf morgen ändern: Die Händler dürfen sich zwar selbst nicht mehr mit den Plastiktüten eindecken, haben aber noch eine Weile Zeit, ihren Vorrat abzubauen. Wie lange, hängt von der Regierung ab, die dazu noch die genauen Verordnungen erlassen muss. Vielleicht sechs Monate, vielleicht auch zwölf – aber der Anfang ist jedenfalls gemacht, wie auch der demokratische Senator Francesco Ferrante meint, der vor etwa zehn Jahren das Verbot zum ersten Mal vorgeschlagen hatte: »Erst wird man in den Supermärkten und Einkaufszentren beginnen, die ab sofort betroffen sind. Dann folgen die Einzelhändler und zum Schluss die Wochenmärkte. Natürlich wird das noch etwas dauern, aber jetzt sind ein paar Monate mehr oder weniger auch kein Problem mehr.«
Indes ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Hersteller von Plastiktüten wollen das Feld nicht kampflos räumen. Erst einmal werden sie in Italien gegen die neue Norm klagen. Und wenn sie keinen Erfolg haben, wollen sie bis nach Straßburg ziehen. Aber, wie gesagt: Der Anfang ist gemacht und das neue Jahr beginnt zumindest für die Umwelt mit einer guten Nachricht. Kommentar Seite 4
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.