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Die Wächterin

Angelika Nußberger / Neue Richterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte

  • Jenny Becker
  • Lesedauer: 2 Min.

Seit Montag hat Deutschland eine neue Vertreterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Die Parlamentarische Versammlung des Europarats wählte die 47-jährige Angelika Nußberger mit großer Mehrheit zur Nachfolgerin von Renate Jägers, die aus Altersgründen ausschied.

Nußbergers Berufung in den Kreis der 47 Richter überrascht kaum, angesichts der vielen Grundrechtsbeschwerden, die in Straßburg gegen Russland vorliegen. Nußberger ist Expertin für Völkerrecht und Osteuropa, insbesondere für Russland. Seit 2002 ist sie Direktorin des Instituts für Osteuroparecht an der Universität zu Köln, an der sie den Lehrstuhl für Verfassungsrecht, Völkerrecht und Rechtsvergleichung innehat. Unter anderem für den Europarat erstellte sie Berichte über den russisch-georgischen Konflikt, die Rechtskultur in Russland und über Minderheitsrechte in Osteuropa.

Das Interesse der Münchnerin an der osteuropäischen Kultur erwachte früh. Mit 19 begann sie in ihrer Geburtsstadt Slawistik zu studieren, ging in diesem Zusammenhang für ein Kurzstudium der russischen Sprache und Literatur nach Moskau. Parallel zur Slawistik studierte sie Rechtswissenschaft an der Universität München. 1993 promovierte sie in diesem Bereich mit einer Studie über das sowjetische Verfassungsrecht in der Übergangszeit, 2002 folgte ihre Habilitation über das Völkerrecht.

Seit 2006 ist sie stellvertretendes Mitglied der Venedig-Kommission, einer Einrichtung des Europarates zur Beratung osteuropäischer Länder beim Verfassungsrecht. Ihren Lehrstuhl nutzte Nußberger unter anderem zum Aufbau einer Zusammenarbeit mit der Juristischen Fakultät in Moskau, zudem leitete sie einen Master-Studiengang in Georgien. Im vergangenen Jahr erhielt sie die Ehrendoktorwürde der georgischen Universität Tiflis. Die zweifache Mutter wirkte bis vor Kurzem als eine der Projektleiter am Aufbau des Kompetenznetzes »Institutionen und institutioneller Wandel im Postsozialismus« an der Universität München mit.

Nußberger ist für neun Jahre als EU-Richterin gewählt, ihre akademischen Ämter muss sie während dieser Zeit ruhen lassen. Doch nach ihrer Zeit als Wächterin über die europäischen Menschenrechte will sie in den Universitätsbetrieb zurückkehren.

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