I love myself. Was für ein Valentin!
Rolf Eden - Berliner Boulevardlegende im Kino
„Schatzi“ will sich nur amüsieren. Auch mit Frauen. „Geld macht Geil. Frauen stehen nicht nur auf Playboys, sondern auch auf Geld! Ich kaufe Titten, Po, ich verschönere die Frauen nach meinem Geschmack und es hat sich rum gesprochen.“ Mit sieben Frauen und sieben Kindern hat Rolf Eden sein Leben nach seinen Bedürfnissen gestaltet. Eine Playboy-Parodie? Eher eine Lebenseinstellung.
„Der ist immer so positiv“, sagt Kai (13), sein jüngster Sohn. Unerträglich positiv, wie manche berichten. Blumenstrauß zum Valentinstag, mittlerweile auch zum Muttertag: alles Profispielchen oder echte Persönlichkeit? Spielt der Diskokönig eine Art Dauerrolle? Keiner kann ihn durchschauen, auch nicht seine Verwandtschaft. Nur eine Sache ist sicher: „I love myself“ lautet sein Tenor. Dies zeigt auch das großzügige Archivmaterial: Rolf Eden hat sein ganzes Leben tagebuchartig auf Film festgehalten! Eine echte Schatzkiste für den Regisseur Peter Dörfler.
Wie sein Sujet ist „The Big Eden“ unterhaltsam. Damit präsentiert Peter Dörfler erneut einen Berliner Paradiesvogel. 2009 ging es mit „Achterbahn“ um den ungewöhnlichen Besitzer des Spreeparks (Berlin-Treptow), diesmal geht es um einen anderen Egomane, der den KuDamm im alten Westberlin überlebt hat.
Der schräge Boulevardtype ist im Jahr 1930 im Berlin-Tempelhof geboren, im Israel groß geworden und im Jahr 1956 nach Berlin zurückgekehrt. Mit den 6000,00 DM Startgeld für die Berliner Rückkehrer eröffnet er 1957 seinen ersten Jazzclub, das "Old Eden". Der Diskokönig von Berlin war also ein Jude. Das verstehen viele seiner in Israel gebliebenen Freunde nicht. Für einen Juden ist schon verpönt, in der Nachkriegszeit nicht in Israel zu leben, aber nach Deutschland zurückzukehren… und noch dazu für die Berliner Nächte zu sorgen und die Deutschen zu amüsieren!
Das „Old Eden“ wird ziemlich schnell von lauter Promis besucht. Rolf Eden veranstaltet die ersten Misswahlen, beschäftigt bereits DJs – oben ohne. In den sechziger Jahren war der Lebemann ein „enfant terrible“ der Berliner Nächte: „I love myself und alle Frauen lieben mich“. 1967 war Rolf Eden Besitzer von fünf Diskos im Westberlin und machte im prüden Westdeutschland den Striptease populär. „Alles immer happy“, sagt der mittlerweile alte Man im legendären weißen Anzug.
Sicherlich darum wirkt der Macho der 70er Jetset sympathisch: Rolf Eden steht rund um die Uhr auf „happy end“. Der beklagt sich nie. „Ich habe im Leben immer nur Glück gehabt“, sagt er, obwohl er wegen den Nazis Deutschland verlassen sollte und mit 18 Jahren seitens der israelischen Armee in den Krieg geschickt wurde. Der alte blondierte Playboy lächelt. Sein Ego ist überdimensional. Gibt es noch was Anderes hinter Edens Maskenball?
Auf alle Fälle bleibt der Achtzigjährige von gesellschaftlichen Zwängen unabhängig und gestaltet sein Leben konsequent nach seinen eigenen Vorstellungen. An seinem eigenen „Happy End“ hat er sogar schon gedacht: Die „Sterbehelferin“, die es schaffe, dass er sich beim Sex tot umfalle, würde testamentarisch 250 000 Euro bekommen. „So sollten sie sich beim Sex anstrengen“ sagt er und blickt auf seiner jungen blonden Frau Brigitte (à la Französisch ausgesprochen). Ich würde sagen: Mesdames, kollektiv spielen!
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