Werbung

Arabische Wendehälse?

Kommentar von Roland Etzel

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Von ihren Herrschern sind den Menschen Tunesiens und Ägyptens Milliarden an Volksvermögen gestohlen worden. Und schon droht neuer Verlust: Jetzt geht es um nicht weniger als ihre Revolution.

Wie anders sollen beispielsweise die Tunesier es verstehen, wenn jener Mann, der seit 1999 unter ihrem Diktator Ben Ali Premierminister war, ihnen seit Wochen als Übergangspräsident zugemutet wurde? Sie argwöhnten, dass es ein Übergang zu etwas sein könnte, für das sie niemals ihr Leben eingesetzt hatten, gingen wieder auf die Straße, bis jener Ghannouchi gestern das Handtuch warf. Nicht grundsätzlich anders stehen die Dinge bislang in Kairo. Dort klammert sich die Opposition an die Losung, Volk und Armee bildeten eine Einheit. Tatsache ist aber, dass zumindest die Generäle viele Jahre lang vor allem Mubaraks Generäle und nicht die des Volkes waren. Auch tun sie jetzt genau das, was man tun müsste, um die Bewegung der Straße allmählich auszubremsen.

Auch wie sich einige bisherige hohe Amtsträger des libyschen Nachbarn zeigen, lässt diesen Verdacht aufkeimen. Justizminister und UNO-Botschafter sagten sich auf telegen spektakuläre Weise von Gaddafi los. Entkleidet man aber das tränenreiche Abschwören seiner Theatralik, bleibt nicht viel Substanz. Solange die gewendeten Politiker ihre vermeintlich neue Sicht auf die Dinge nicht durch handfeste Politik untersetzten, ist Skepsis begründeter als Vertrauen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -