Hochgeschwindigkeitszüge für die USA

Obama will aus dem Land der Autofahrer eine Nation von Eisenbahnfahrern machen

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein Netz von Hochgeschwindigkeitszügen soll in den USA entstehen. Vorgesehen sind dafür 53 Milliarden Dollar Staatsinvestitionen. Schon im nächsten Haushalt sollen acht Milliarden eingestellt werden. Allerdings bremsen einige Bundesstaaten.

Präsident Barack Obama will in den nächsten sechs Jahren 53 Milliarden Dollar in Projekte für Hochgeschwindigkeitszüge investieren. Zum ersten Mal seit der Zeit von Dwight Eisenhower setzt damit ein Präsident wieder auf eine umfassende Erneuerung des US-amerikanischen Transportsystems.

Ein energischer Befürworter des Eisenbahn-Modernisierungsprojektes steht an der Seite Obamas im Weißen Haus: Vizepräsident Joe Biden. Als ein langjähriger Nutzer der Eisenbahnlinie Amtrak sehe er »die Notwendigkeit, in ein modernes Eisenbahnsystem zu investieren, das Gemeinden verbindet, Staus verringert und Arbeitsplätze für Fachkräfte schafft, die nicht ausgelagert werden können«, sagte Biden. Er schätze, dass er auf der quasi-staatlichen Amtrak-Linie als Senator von Delaware etwa 8000 Mal nach Washington und zurück gefahren sei. »Obamas Plan wird uns helfen, den Zugang zu Hochgeschwindigkeitsverbindungen zu verbessern«, kommentierte Biden die Pläne des Präsidenten.

Die Befürworter einer wichtigeren Rolle der Eisenbahn begrüßten Bidens Ankündigung, verlangten aber gleichzeitig eine höhere Investitionssumme. 100 Milliarden Dollar müssten es schon sein, wenn man ein ausgedehntes und effizientes System, einrichten wolle, das die bisherigen Fahrgewohnheiten verändere. »Es ist tatsächlich nur ein Tropfen in einem Eimer von dem, was die Nation braucht, um das Hochgeschwindigkeitsnetz zu bekommen, das sie braucht«, sagte Jack Schenendorf, Mitglied der Kommission, die 2008 einberufen wurde, um die Bedürfnisse des Eisenbahnwesens auszuarbeiten. »Das ist offensichtlich für Hochgeschwindigkeitsverbindungen eine gute Entwicklung. Aber es bedarf noch einer Menge mehr Geld, um ein solches System auszubauen.«

Eine Hochgeschwindigkeitstrasse ist für die 500 Kilometer lange Strecke zwischen St. Louis und Chicago geplant. Damit werde die Fahrzeit um eine Stunde verkürzt, sagte Schenendorf. Das sei aber nicht genug, um die Menschen vom Auto wegzulocken. Biden dagegen meinte, wenn das neue System gut arbeite, dann würde die Bevölkerung auf den Zug umsteigen. Er erinnerte daran, dass die Zugverbindung zwischen Philadelphia und Harrisburg, der Hauptstadt von Pennsylvania, 2006 modernisiert worden sei, sodass Züge mit 180 Stundenkilometern fahren können. Die Passagierzahlen seien seither um 60 Prozent gestiegen, sagte der Vizepräsident. Er sagte weitreichende Wirkung auf die gesamte Wirtschaft voraus.

»Es gibt Schlüsselbereiche, die wir als Nation nicht aufgeben dürfen. Einer davon ist die Infrastruktur«, sagte Biden. Ziel der Regierung sei es, in den kommenden 25 Jahren 80 Prozent aller US-Amerikaner den Zugang zum Netz von Hochgeschwindigkeitszügen zu öffnen. Blicke man nach Indien und China, so würden dort Schnellverbindungen eingerichtet, die deren boomende Wirtschaft weiter ankurbeln würden. China plane sogar 600 Milliarden bis 2015 in den Bau eines Hochgeschwindigkeitsnetzes zu investieren. Schon in Obamas Konjunkturprogramm von 800 Milliarden, dem sogenannten Stimulus Package, vor zwei Jahren hatte der Präsident 10,5 Milliarden für Eisenbahnprojekte eingestellt, darunter Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen Los Angeles und San Francisco und Tampa und Orlando in Florida.

Die Republikaner sehen die Pläne dagegen kritisch. Sie sprechen nicht von »Investitionen«, sondern von »Geldverschwendung«. Der republikanische Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Repräsentantenhaus, John Mica aus Florida, schlug vor, Obama solle sich auf die Amtrak-Strecke von Washington D.C. nach Boston beschränken. Das sei die einzige Eisenbahnverbindung, die Gewinn mache.

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