»Das kennt ihr nicht ...«

GESCHICHTEN AUS AFRIKA

Wie das Buch zu seinem Titel kommt, wird gleich auf den ersten Seiten verraten. »Wir sehen nicht alle gleich aus. Wir sind alle anders. So wie ihr«, erwidert der Chef etwas vorwurfsvoll, als Maria Tekülve 1988, damals 30 Jahre alt, zum ersten Mal in Afrika war und ihre Arbeitskollegen nicht ausein-anderhalten konnte. Sie hatte gegenüber ihrem Vorgesetzten bemerkt, alle Afrikaner schauten gleich aus: schwarz mit kurzem, krausem Haar. Es ist mutig von der Autorin, gleich mit einer Erzählung zu beginnen, wie sie in ein Fettnäpfchen trat.

Gerade solche Passagen machen das Buch spannend: Wenn sich Konflikte mit der älteren, afrikanischen Haushälterin entladen, die sich nicht weiter sagen lassen will, wie sie was zu tun hat, oder mit einem Taxifahrer, der sie und ihren Mann unmissverständlich aus seinem Fahrzeug wirft, weil er und seine Kinder nicht von dem geringen Betrag leben können, den das Ehepaar für die Fahrt bezahlen will. Ein anderer Taxifahrer macht an Geld und Besitz die unterschiedlichen Lebensweisen und die bestehenden Hierarchien fest: »Wenn etwas nicht klappt, muss man andere Pläne machen! Das kennt ihr Reichen nicht!«

Die im Münsterland geborene Geografin Maria Tekülve arbeitete mehrere Jahre in der Entwicklungshilfe in Sambia und dem südlichen Afrika. Dort teilte sie ihren privaten und beruflichen Alltag mit Afrikanerinnen und Afrikanern, die zu den Hauptfiguren ihrer kurzen Geschichten wurden. Darunter befinden sich neben ihren Kollegen und Angestellten auch ein Radiomoderator, ein Hochzeitspaar, ein Konferenzbüro-Vermieter, ein Bettler und clevere Kinder. Die Konflikte enden meist versöhnlich und ohne kritische Selbstreflexion. Aber nicht immer kommt es zu Spannungen und Streits. Die Autorin vermittelt auch etwas vom Optimismus der Menschen, den es trotz allem gibt.

Maria Tekülve: Wir sind alle anders – so wie ihr! Geschichten aus Afrika und anderswo. Frieling. 128 S., br., 9,90€

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -