Die zweifelhafte Nachricht der Vitaminhersteller

Forscher warnen vor gesundheitlichen Schäden durch ungezügelten Konsum von Zusatzstoffen

  • Eric Breitinger
  • Lesedauer: 2 Min.
Vitamin-Hersteller gehen mit unhaltbaren Versprechungen auf Kundenfang. Schlimmer noch: Sie nehmen mitunter schwere Gesundheitsschäden bei den Verbrauchern in Kauf.

Manche Vitamin-Händler werben sogar mit Verschwörungstheorien: Auf www.FeelGood-Shop.com heißt es zum Beispiel, dass »die Pharmaindustrie auf die Wirkung von Vitamin E nicht gut zu sprechen« sei, da sie an den Folgen von Herz-Kreislauferkrankungen sehr viel Geld verdiene. Es sei für die Menschheit eine sehr gute Nachricht, dass das viel billigere und nicht patentierbare Vitamin E der Gefahr solcher Erkrankungen vorbeugt und Herzinfarkte und Schlaganfälle um bis zu 40 Prozent senke. In der Tat vermarkten manche Pharma-Hersteller billigere Medikamente weniger intensiv als teurere Präparate, an denen sie mehr verdienen. Mehrere wissenschaftliche Studien zeigen jedoch, dass die Online-Pillenhändler – wie viele andere Vitamin-E-Anbieter – mit unhaltbaren Versprechungen auf Kundenfang gehen.

Erst kürzlich hat ein internationales Forscherteam neun bereits vorliegende Studien zur vorbeugenden Wirkung von Vitamin E für einen Schlaganfall systematisch ausgewertet. Insgesamt nahmen fast 59 400 Probanden für diese Studien zusätzlich Vitamin E ein. In etwa gleich viele Testpersonen bekamen ein Placebo. Die Forscher überprüften ein Jahr danach oder später, wie viele Probanden einen Schlaganfall erlitten hatten. Die im renommierten British Medical Journal veröffentlichten Studienergebnisse zeigen deutlich: Vitamin E schützt nicht vor Schlaganfall, im Gegenteil. Die Forscher fanden Hinweise, dass es die Gesundheit gefährden kann. Jedenfalls steigerte der Konsum des Nahrungsergänzungsmittels das Risiko einer Hirnblutung um 22 Prozent. Die Studienautoren errechneten, dass auf 1250 Vitamin E konsumierende Personen ein zusätzlicher Fall von Hirnblutung kommt. Die Forscher warnen daher »vor dem ungezügelten Konsum von Vitamin E«.

Die neue Untersuchung bestätigt eine Meta-Analyse von 19 Studien aus dem Jahr 2004, die festgestellt hatte, dass die Einnahme hochdosierter Vitamin-E-Präparate das Sterberisiko erhöht. Eine finnische Studie kam zum Schluss, der zusätzliche Vitamin-E-Konsum könne Krebs erzeugen.

Auch Jörg Schaaber von der Fachzeitschrift »Gute Pillen – Schlechte Pillen« warnt vor der zusätzlichen Einnahme von Vitamin E: »Wer nutzlose Pillen schluckt und deswegen sinnvolle Maßnahmen unterlässt, erhöht sein Risiko.« Experten empfehlen zur Senkung des Schlaganfall-Risikos, Bluthochdruck durch entsprechende Medikamente zu behandeln und sich regelmäßig zu bewegen, um Übergewicht vorzubeugen. Ernährungsfachleute raten zudem zu mehr »mediterraner Kost«. Forscher der Uni Athen hatten vor Kurzem für eine Überblicksstudie bestätigt gefunden, dass mediterrane Kost Blutfett und Blutzucker reduziert.

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