Neue bunte Bündnisse bei Ostermärschen
Zehntausende verlangten bundesweit: Endgültiger Atomausstieg und sofortige Beendigung der Kriegseinsätze
Berlin (ND-Heilig). In über 100 deutschen Städten hatten sich zwischen Karfreitag und Ostermontag Demonstranten versammelt. Hinzu kamen zahlreiche Kundgebungen an Atomkraft-Standorten. Verglichen mit dem vergangenen Jahr verbuchten die meisten Ostermärsche eine gewachsene Teilnehmerzahl. Offensichtlich hatte die bundesweite und parteienübergreifende Forderung »Kriegseinsätze beenden und Atomkraft stoppen« viele, vor allem junge Menschen angesprochen.
Für den Ausstieg aus der Atomenergieerzeugung gingen Menschen ebenso auf die Straße wie gegen die NATO-Militäreinsätze in Afghanistan und Libyen. Verlangt wurde ein Ende der Rüstungsexporte. Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation »ausgestrahlt«, betonte, dass Protest notwendig sei, weil man den Ausstiegsbeteuerungen der Bundesregierung nicht trauen könne. »Wir sind erst zufrieden, wenn das Denken in Restrisiken ein Ende hat und die AKW stillgelegt werden.«
Dass die Anti-Atom-Bewegung in diesem Jahr bei zahlreichen Ostermärschen dabei war, sie teilweise geprägt hat, wurde von der Friedensbewegung als »Bereicherung und Erweiterung der eigenen Agenda« begrüßt. Die Losung »Kriegseinsätze beenden und Atomkraft stoppen« werde auch künftig Richtschnur für die Arbeit des Bundesausschusses Friedensratschlag sein, betonte dessen Sprecher Peter Strutynski.
Zum Abschluss der Ostermärsche fanden Aktionen unter anderem in Lubmin, Chemnitz, Magdeburg, Hamburg, Grohnde, Kassel, Frankfurt am Main, Biblis, Müllheim, Nürnberg, München und Landshut statt. Der vielfältig gestaltete Ostermarsch Ruhr ging in Dortmund zu Ende. Gegen die Einlagerung von Kohlendioxid gingen zahlreiche Brandenburger am Wochenende auf die Straße. Am Montag hatten Bürgerinitiativen im südthüringischen Schalkau zu einem Ostermarsch gegen die umstrittene Starkstromtrasse durch den Thüringer Wald aufgerufen. Beim Truppenübungsplatz Ohrdruf fanden sich Demonstranten ein. Ein Bündnis der LINKEN, von Grünen, Gewerkschaften und dem Thüringer Verein Friedenskoordination forderte eine zivile Nutzung als Energie- und Umweltpark. Auch Gegner des Gefechtsübungszentrums in der Colbitz-Letzlinger-Heide (Sachsen-Anhalt) waren unterwegs. Der Protest des Bündnisses Offene Heide richtet sich insbesondere gegen die Ausbildung für den Afghanistaneinsatz.
Auch in anderen europäischen Ländern wie Frankreich und der Schweiz fanden Aktionen statt. In Bulgarien protestierten Umweltschützer gegen ein neues AKW.
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