Öffentliche Scheingefechte

FAKTENcheck: Verleger contra ARD und ZDF?

  • Heiko Hilker
  • Lesedauer: 2 Min.

Es wird immer wieder behauptet, dass sowohl die privaten Fernsehanbieter wie auch die Zeitungsverleger gegen ARD und ZDF kämpfen würden. Dies scheint zu stimmen, wenn man die Schlagzeilen liest: »Verleger greifen ARD und ZDF von zwei Seiten an« (»Handelsblatt«). Es sei damit zu rechnen, dass einzelne Verlage vor deutschen Gerichten gegen bestimmte Online-Angebote von ARD und ZDF klagten, wird im »Handelsblatt« der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Zeitungsverleger (BDZV), Dietmar Wolff, zitiert.

Doch ist diese Polemik mehr Schein als Sein. In Wirklichkeit ziehen Private und Öffentlich-Rechtliche an einem Strang, wenn es gegen die Konkurrenz aus dem Ausland geht. Seit einiger Zeit machen Intendanten wie auch führende Zeitungsverleger und Chefs privater Sender darauf aufmerksam, dass ernstzunehmende Konkurrenz aus dem Ausland in den deutschen Markt drängt. Verwiesen wird auf Google und Facebook sowie auf den australisch-britischen Medienmogul Rupert Murdoch.

Bodo Hombach, Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe, der 2008 die erste Online-Kooperation der »Westdeutschen Allgemeinen Zeitung« (WAZ) und des WDR auf den Weg brachte, erklärte schon Ende April 2008: »Wir dürfen uns nicht gegenseitig Stöckchen zwischen die Beine werfen.« Das ZDF startete am 23. Juni 2008 die Online-Video-Kooperation mit »Zeit online« und lieferte u.a. das ZDF-Nachrichtenformat »ZDF 100-Sekunden«. Bei allen Beiträgen handelte es sich um Inhalte, die das ZDF bereits für seinen eigenen Redaktionsbetrieb produziert hatte. »›Zeit online‹ und ZDF passen wunderbar zusammen«, hieß es aus der Geschäftsführung der Hamburger Wochenzeitung. Seit einigen Jahren nehmen diese Kooperationen zu. Zeitungsverlage nutzen Videos der Landesrundfunkanstalten. So kooperieren die Thüringer Zeitungen der WAZ seit Anfang 2009 mit dem MDR, die Onlineableger von Sächsischer Zeitung und Leipziger Volkszeitung folgten Anfang 2010. Der RBB startete im Februar 2010 eine Kooperation mit dem Berliner »Tagesspiegel«. Im Juli 2010 vereinbarte der NDR, dass der ARD-Nachrichtenüberblick »Tagesschau in 100 Sekunden« auf der Website der Programmzeitschrift »TV Movie« des Bauer-Verlags eingebunden wird.

Die Verlegerverbände VDZ und BDZV wettern also zwar über die Online-Aktivitäten von ARD und ZDF. Das hält einzelne Verlage aber offenbar nicht davon ab, mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten zu kooperieren.

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