Prophylaktisch

Kommentar von Dieter Janke

  • Lesedauer: 1 Min.

Mit ihrer Ankündigung, in einer konzertierten Aktion ihrer Mitglieder 60 Millionen Barrel Öl auf den Markt zu werfen, hat die Internationale Energieagentur IEA die Rohstoffmärkte überrascht. Und das war wohl auch der Vorsatz. Offiziell war der Schritt notwendig wegen des Öl-Ausfalls aus Libyen; angesichts der im Sommer üblichen Preissteigerungen ist der Hintergrund wohl eher in den Folgen des Ölpreisanstiegs der vergangenen Monate für die globale Konjunktur zu suchen. Erst kürzlich hatte die US-Notenbank ihre Wachstumsprognose gesenkt und so signalisiert, dass die Wirtschaft bei Uncle Sam noch nicht wieder Tritt gefasst hat. Ausschlaggebend dürfte zudem die sture Haltung der OPEC gewesen sein. Das Ölkartell war trotz der hohen Belastung für die Konjunktur in Europa und den USA nicht bereit, mehr Öl zu fördern und so die Preise zu senken. Bislang handelte die IEA nur in akuten Notsituationen – dem ersten Irak-Krieg 1991 und nach dem Hurrikan Katrina in den USA 2005. Nun erfolgt der Eingriff in den Ölmarkt offenbar aus eher prophylaktischen Erwägungen. Und das nicht ohne Erfolg: Der Ölpreis ist vorerst auf breiter Front eingeknickt. Ob das freilich eine nachhaltige Trendwende auf dem Energiemarkt ist und welche Folgen dies an den hiesigen Zapfsäulen zeitigt, werden erst die kommenden Wochen erweisen.

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