Offensive mit NATO-Segen

Libysche Rebellen greifen Regierungstruppen südlich von Tripolis an

  • Lesedauer: 2 Min.
Mit Rückhalt der NATO haben die libyschen Rebellen ihre angekündigte Offensive gegen die Truppen von Staatschef Gaddafi südlich der Hauptstadt Tripolis begonnen. Die NATO habe dafür am Morgen grünes Licht gegeben, erklärte ein Mitglied des Revolutionskomitees.

Sintan (AFP/ND). Gestärkt durch französische Waffenlieferungen und die Luftangriffe der NATO haben libysche Aufständische am Mittwoch Ziele im Gebiet Gualidsch, rund 50 Kilometer südlich von Tripolis angegriffen. Wie ein AFP-Korrespondent berichtete, war Artillerie-, Kanonen- und Granatenfeuer zu hören. Über dem Gebiet kreisten zudem NATO-Flugzeuge, die jedoch nicht in die Kämpfe eingriffen. Nach Angaben der Rebellen halfen sie, Markierungen zu setzen. Die von den Rebellen angegriffene Region ist von strategischer Bedeutung, da sich dort auch die Garnisonsstadt Gharjan befindet, die als Bollwerk der Regierung in den Bergen von Nafusa gilt.

Die libyschen Rebellen hatten die Offensive am Wochenende angekündigt. Sie wollen unter anderem den strategisch wichtigen Ort Bir el-Ghanam südlich von Tripolis zurückerobern. Zuvor hatten die Truppen von Staatschef Muammar el-Gaddafi die Aufständischen dort zurückgedrängt. Ein Rebellensprecher hatte erklärt, die Aufständischen wollten die Frontlinie weiter nach Norden in Richtung Tripolis verschieben. Dies soll geschehen, sobald die Rebellen Bir el-Ghanam und Gharjan eingenommen haben.

Die NATO erklärte, sechs Militärfahrzeuge in Gharjan zerstört zu haben, darunter vier Panzer der Gaddafi-Truppen. Vergangene Woche hatte das Militärbündnis seine Angriffe im Westen des Landes verstärkt und innerhalb einer Woche etwa 50 militärische Objekte zerstört.

Neben der Unterstützung durch die NATO hatten die Rebellen zudem kürzlich Waffen von Frankreich erhalten, die über den Rebellenstützpunkten abgeworfen wurden. Weitere Lieferungen seien aber nicht mehr notwendig, da die Gebiete der Aufständischen zunehmend autonom würden, wie der französische Verteidigungsminister Gérard Longuet am Dienstag gesagt hatte. Nachdem am Dienstag nach Rebellenangaben in der westlibyschen Stadt Misrata elf Zivilisten von Regierungstruppen getötet worden waren, erklärte ein Vertreter der Aufständischen am Mittwoch, an der Frontline im Osten seien neun Gaddafi-Kämpfer gefangengenommen worden.

Die internationale Libyen-Kontakt-Gruppe bereitet sich unterdessen auf ihr viertes Treffen am 15. und 16. Juli in Istanbul vor. Dabei soll es nach Angaben der Gruppe, die aus allen Ländern besteht, die am Krieg gegen Gaddafi teilnehmen, vor allem um die finanzielle Situation der Rebellen gehen.

Die Diplomaten erwägen bereits, wie Libyen nach einem Rücktritt Gaddafis aussehen soll und sich ein Chaos wie in Afghanistan oder Irak vermeiden lässt. Vor dem Treffen der Kontaktgruppe werden Rebellenvertreter zudem erstmals bei der NATO in Brüssel zu Gesprächen erwartet.

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