Warum campen gegen Kohle?
Stefanie Groll über Proteste der Klimabewegung in der Lausitz
ND: Das Lausitzcamp ist das erste von zwei Klimacamps, die in diesem Sommer in Deutschland stattfinden. Was ist das Ziel?
Groll: Derzeit sind Energiekämpfe, also Konflikte um die Produktion und Verteilung von Energie, in vollem Gange. Mit dem Camp wollen wir da intervenieren, Wachstumskritik ist ein zentraler Antrieb. Konkret wollen wir CCS, also die Abscheidung und Verpressung von Kohlenstoff, verhindern und damit auch – weil es ja eine Kohlekraft legitimierende Technik ist – Braunkohle als Energieträger abschaffen. Braunkohle ist Klimakiller Nummer eins. Das Festhalten daran blockiert eine Energiewende, die sozialverträglich und demokratisch zu gestalten ist.
Und warum wollen Sie gegen die Kohleverstromung in der Lausitz campen?
Die Lausitz ist eines der größten Braunkohlereviere Deutschlands. Die dortigen Tagebaue sollen zum Teil weiter aufgeschlossen werden, was zu Umsiedlungen und zur Zerstörung von Dörfern führt. Schon jetzt kann man eine soziale Spaltung in den Dörfern erkennen. Wir errichten unser Camp in Jänschwalde, in unmittelbarer Nähe zum Kraftwerk.
Was ist die Besonderheit des Kraftwerks Jänschwalde?
Es ist gemessen an seiner Leistung und Verschmutzung das zweitgrößte Deutschlands. Der Betreiber Vattenfall plant dort bis 2015 den Ausbau zu einem Demonstrationskraftwerk für CCS mit dem sogenannten Oxyfuel-Verfahren. In Schwarze Pumpe nahe Jänschwalde steht bereits eine Pilotanlage. Dort wird die Abscheidung und Verflüssigung von CO2 aus Kraftwerksprozessen erprobt. Verpresst wird derzeit nur probeweise am Forschungsstandort Ketzin.
Die rot-rote Landesregierung Brandenburgs ist noch immer an der CCS-Technologie interessiert. Findet das Camp auch deshalb in diesem Bundesland statt?
Das Thema CCS spaltet ganz Brandenburg. Es geht um Arbeitsplätze und die Hoffnung auf eine Zukunftstechnologie. Nach aktueller Gesetzeslage ist offen, ob die Verpressung in Brandenburg erlaubt wird. Die rot-rote Landesregierung ist demgegenüber aufgeschlossen, allerdings will sie auch nicht, dass es heißt, »ihr macht Brandenburg zum CO2-Klo der Nation«, wenn Brandenburg das einzige Bundesland ist, das die Endlagerung erlaubt. Wir sind mit dem Camp vor Ort, um dagegen zu protestieren.
Sind die lokalen CCS- und Tagebaugegner am Camp beteiligt?
Uns war von Anfang an daran gelegen, die Bürgerinitiativen von vor Ort mitzunehmen. Wir müssen aber zugeben, dass die Vernetzung mit ihnen nicht so gut geklappt hat. Die Bürgerinitiativen fühlen sich teilweise nicht ausreichend informiert. Wir bemühen uns daher jetzt insbesondere um die Kommunikation. Denn wir wollen mit unserem Camp nicht wie ein Ufo dort landen und über irgendwelche Dinge reden, über die die Menschen längst Bescheid wissen.
Planen Sie Protestaktionen, die vom Camp ausgehen sollen?
Am 13. August wollen wir in Cottbus unter dem Motto »Unsere Energie ist nicht eure Kohle« demonstrieren. Es wird zudem massivere Proteste geben. Wir denken an direkte Aktionen und zivilen Ungehorsam, ähnlich wie bei den Castortransporten. Dazu wird aber extra mobilisiert. Das Camp dient der Vernetzung, auch mit polnischen und schweizerischen Aktivistinnen und Aktivisten, der politischen Bildungsarbeit und dem Ausprobieren von Utopien für den Lebensalltag.
Fragen: Katja Herzberg
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