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Auf den Hunger folgt die Epidemie

Todesrate in Flüchtlingslagern steigt / Weltbank kritisiert hohe Lebensmittelpreise

Das Sterben unter den 12,4 Millionen Hungernden in Ostafrika geht weiter, zumal eine Masern-Epidemie die Flüchtlingslager zu erfassen droht. Die Weltbank machte unterdessen die derzeit extrem hohen Nahrungsmittelpreise als einen entscheidenden Grund für die Hungerkrise aus.

Als wäre der Hunger allein nicht genug, droht den Geschwächten in der Krisenregion Ostafrika nun neues Ungemach. In Flüchtlingslagern Äthiopiens liegt die Sterbequote gerade bei Kindern unter fünf Jahren nach Informationen der Vereinten Nationen ungewöhnlich hoch. Im mit 25 000 Menschen belegten Camp Kobe an der Grenze zu Somalia, das im Juni eröffnet wurde, sterben im Durchschnitt zehn Kinder unter fünf Jahren am Tag. Das teilte der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks, Adrian Edwards, am Dienstag in Genf mit.

Haupttodesursache sei der Ausbruch von Masern, der die zum Teil stark unterernährten Kinder treffe. »Diese tödliche Kombination hat in der Geschichte bereits ähnliche Todesraten bei früheren Hungerkrisen in der Region gefordert«, sagte Edwards. Die UN wollen mit Massenimpfungen dagegen halten. In Kobe sei das schon geschehen, die anderen Auffanglager würden folgen.

Der Weltbank zufolge starben in den vergangenen drei Monaten allein in Somalia 29 000 Kinder im Alter unter fünf Jahren, rund 600 000 Kinder seien in der Region von der Hungersnot betroffen. Die Weltbank sieht in den extrem hohen Lebensmittelpreisen eine zentrale Ursache der akuten Hungersnot. Lebensmittel seien weltweit im Juli im Schnitt 33 Prozent teurer gewesen als noch ein Jahr zuvor, konstatierte die Weltbank am Montag in Washington. Hinzu kämen um 45 Prozent gestiegene Ölpreise, wodurch Düngemittel für viele unbezahlbar geworden seien. »Nirgendwo sonst bilden hohe Nahrungsmittelpreise, Armut und Instabilität eine so tragische Kombination wie am Horn von Afrika«, sagte Weltbank-Präsident Robert Zoellick.

Die Weltbank selbst hat aber in der Vergangenheit maßgeblich zur Schwächung der ländlichen Entwicklung beigetragen. Flossen 1982 noch 30 Prozent ihrer Kredite in den Agrarsektor, waren es 2006 nur noch kümmerliche sieben Prozent. Erst seitdem gehen die Zahlen wieder nach oben.

Und der jüngste Vorschlag der Weltbank vom Juli, »wie sich Bauern, Nahrungsmittelerzeuger und Verbraucher selbst gegen die Preisschwankungen für Nahrungsmittel schützen können«, lässt tief blicken: über ein »neues Produkt zum Risikomanagement«, genannt Agriculture Price Risk Management (APRM). Für den Vertrieb dieser »Versicherungen« hat die Weltbank ausgerechnet die Investmentbank JP Morgan gewonnen, für die Spekulationen zum lukrativen Kerngeschäft gehören.

Angesichts der Hungerkatastrophe am Horn von Afrika hatten in den vergangenen Tagen viele Staaten ihre Hilfe erhöht. Unter anderem will die Bundesregierung bis zu 118 Millionen Euro zusätzlicher Mittel bereitstellen, wie Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) am Montag nach einem Treffen mit dem kenianischen Staatschef Mwai Kibaki in Nairobi sagte.

Niema Movassat von der LINKEN begrüßt zwar die Aufstockung, fordert aber einen Politikwandel: »Nur wenn die Bundesregierung endlich die Ursachen für die hohen Lebensmittelpreise – Spekulation mit Nahrungsmitteln und Landraub – bekämpft, wird sie ihrer entwicklungspolitischen Verantwortung für die Hungernden in Ostafrika und anderswo gerecht.«

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