Possenspiel der CDU

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.
Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) wirbt derzeit bei der CDU-Basis für ihr Schulmodell, das die Abschaffung der Hauptschule vorsieht. Widerstand kommt von konservativen Parteifunktionären – vor allem aus dem Süden der Republik. In Berlin sehen sich die Verfechter des gegliederten Schulsystems in der Union noch mit ganz anderen Problemen konfrontiert – sie müssen gegen ihre eigene Klientel Politik machen. So möchten im Bezirk Reinickendorf eine Grundschule und eine benachbarte Oberschule zu einer Gemeinschaftsschule fusionieren. Kaum ein anderes Projekt in Berlin, das einen Antrag auf Umwandlung zur Gemeinschaftsschule stellte, erfüllt so passgenau die Voraussetzungen: Es kann sich der Unterstützung der Lehrer und Eltern erfreuen, bekommt gehörigen Zuspruch seitens der ortsansässigen Industrie und aller Parteien – außer von der CDU. Schulstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) will Reinickendorf als einzigen Berliner Bezirk frei von Gemeinschaftsschulen halten – und wenn dafür ein Elefant durch das Nadelöhr gehen muss.

Seit mehreren Jahren pflegen die beiden Schulen einen engen Austausch. Räumlich direkt nebeneinander unterrichten sie Kinder des Märkischen Viertels, einer Trabantenstadt in Berlins gutbürgerlichem grünen Norden, die heute als sozialer Brennpunkt gilt. 55 Prozent der Grundschulkinder haben eine Gymnasialempfehlung. Die Befürworter des Gemeinschaftsschulprojekts verweisen zudem auf das hohe Maß an Selbständigkeit und sozialer Kompetenz der Kinder – Fähigkeiten, die diese Gesellschaft dringend braucht und auf die auch die Industrie sehnsüchtig wartet. Doch eine mündige Gesellschaft liegt der CDU in Reinickendorf offenbar fern. Die Auseinandersetzung um Stuttgart 21 zeigte, was passiert, wenn sich eine breite Bürgerschicht einig ist.

Die Autorin ist Erziehungswissenschaftlerin und lebt in Berlin.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -