Bildungsrauschen
Das Bafög wird 40 – und wurde zur Farce
Am 1. September 1971 trat das Bundesausbildungsförderungsgesetz (Bafög) in Kraft, damit Kinder einkommensschwacher Familien studieren konnten. Seit den 1980er Jahren gibt es »Bafög« nur noch als Teildarlehen. Chancengleichheit wurde zur Farce. Im Netz diskutierte man.
Nach dk9011 auf www.zeit.de/wissen/2011-08/bafoeg-geburtstag »sollten 670 Euro Höchstsatz zum Leben reichen.« Sam I Am antwortet: »Netto, ohne weitere Leistungen, nix, nada, niente! In einem Studierendenwohnheim in Hamburg kostet ein Zimmer (12qm!) 222 Euro. 3700 von 39 000 Studenten (1 %) bekommen einen Platz, der Rest zahlt Mieten von ca. 350 Euro/16 qm. Bleiben noch 448 Euro für SÄMTLICHE weitere Ausgaben. nilszbzb ergänzt: »Für Bücher kommen einige Hunderter im Semester zusammen. Studien- und Semestergebühren variieren im Monat zwischen 50 Euro (Berlin) und 140 Euro (Bayern). Dann die Krankenversicherung – da bleibt nicht mehr viel übrig.«
Auf www.badische-zeitung.de/kommentare-1/40-jahre-bafoeg-das-ziel-ist-nicht-erreicht—49191127.html wettert Herbert Pommerenke: »In den USA gibt es kein Bafög. Dort ist die Wissenschaft der unsrigen weit voraus, obwohl die Studiengebühren bis zu 20 000 Dollar pro Semester betragen. Das ganze Bafög und sonstige bürokratische Gesumse gehören abgeschafft. Studiengebühren in vergleichbarer Höhe wie in anderen Ländern müssen her!« Nicht so Ralph Walchner: »Die Wissenschaft der USA lebt in erster Linie von angeworbenen Wissenschaftlern aller Länder. Studiengebühren sind akzeptiert, weil dort ein Collegeabschluss einen Job garantiert, mit dem man locker einen Kredit abzahlen kann. In Deutschland verdienen vielleicht einige Juristen, BWLer und Informatiker nach ihrem Studium viel Geld. Die meisten Akademiker bekommen kaum mehr wenn nicht sogar weniger als ein Facharbeiter. Da wird es mit der Rückzahlung des Kredites schwierig.«
Johannes fordert auf www.taz.de/40-Jahre-Ausbildungshilfe-Bafoeg-/!77300: »Anspruch auf Bafög für alle! Wenn eine alleinstehende Mutter gerade über der Verdienstschwelle liegt, aber zwei Kindern das Studium finanzieren muss, die daraufhin kein Bafög bekommen, ist das an Asozialität nicht zu überbieten. Dieses System ist und wird immer ungerechter. Wann kommen kluge Köpfe in die Politik?« »Heute«, meint Ute Plass, »müssen sich junge Menschen, wollen sie Bafög erhalten, bürokratischen Reglements und Kontrollmechanismen unterwerfen. Auch ein erfolgreiches Studium ist keine Garantie für eine existenzsichernde Erwerbsarbeit. Belastet wird diese zusätzlich durch den Schuldenberg des in Anspruch genommenen Bafögs. Das Bafög-Modell gehört abgeschafft und durch ein Grundeinkommen für alle ersetzt.«
Lena Tietgen
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