Jesaja im Internet

Museum & Google:

  • Lesedauer: 2 Min.

Mehr als eine Viertel Million Menschen klickten in nur 24 Stunden die neue Webseite an: Es geht um den größten kulturellen Schatz des jüdischen Volkes. Wohl behütet in einem Tresorraum, zu dem nur vier Menschen den Geheimcode kennen, sind die Qumran-Rollen jetzt jederzeit für jeden Interessenten überall auf der Welt einsehbar. Diese Woche stellte das Israel Museum in Jerusalem in Zusammenarbeit mit »Google« die ältesten Handschriften der Bibel ins Internet.

Adolfo D. Roitman, Kurator des »Schrein des Buches», der die Qumran-Rollen beherbergt, spricht von einer Revolution. Die Qumran-Rollen sind der aufsehenerregendste Handschriftenfund im 20. Jahrhundert. 1947 hatten zwei Beduinenjungen in einer Höhle unweit des Toten Meeres in Qumran einen Krug mit Schriftrollen gefunden. Bis Mitte der 50er Jahre wurden Hunderte weitere Schriftrollen und Textfragmente zu Tage befördert. Die Rollen vom Toten Meer umfassen insgesamt 15 000 Pergament-, Leder- und Papyrusfragmente, die zu ursprünglich etwa 900 Rollen gehört haben.

Die Rollen, darunter ein Drittel Abschriften des Alten Testaments, wurden Historikern zufolge zwischen dem dritten Jahrhundert vor und dem ersten Jahrhundert nach Christus geschrieben. Die jüdischen Schriften sind meist in Hebräisch, zum Teil aber auch in Aramäisch und Griechisch verfasst. Mit dem Christentum, betonen Forscher, haben die Qumran-Funde nichts zu tun, wohl aber mit seinen jüdischen Wurzeln.

Die meisten interessierten sich auf der Internetseite für die Jesajarolle. Die Schriften sind so gut erhalten, dass sie per Zoomklick für den Kenner der hebräischen Sprache gut lesbar sind. Für alle anderen liefert die Internetseite, wieder nur per Klick auf die Maus, eine Übersetzung ins Englische. Vorläufig sind fünf der insgesamt sieben Originalrollen einsehbar.

Das Projekt ist noch nicht beendet. »Wir wollen die Texte in andere Sprachen übersetzen», sagt Roitman, spanisch und chinesisch schwebt ihm als erstes vor, aber auch deutsch und russisch, italienisch und koreanisch. Rund 60 Jahre liegen die Rollen seit ihrer Entdeckung in dem dunklen Tresorraum, heute bei idealen Bedingungen mit einer Dauertemperatur von 19 Grad und einer Feuchtigkeit von 49 Prozent. epd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.