Ein Brot für 30 Euro

Lebensmittel sind in Entwicklungsländern vergleichsweise extrem teuer

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.
Laut aktuellem Welthunger-Index ist die Situation in 26 Staaten sehr ernst oder gravierend. Spekulanten, Klimawandel und Agrartreibstoffe verschärfen die ohnehin großen Probleme.

Hunger macht keinen Halt vor Grenzen. Deshalb wurde der mittlerweile sechste Welthunger-Index (WHI) am Dienstag zeitgleich in Washington, London, Nairobi und im tadschikischen Duschanbe veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen: Es gibt keinen Grund, den Kampf gegen den Hunger zu vernachlässigen. In 26 überwiegend afrikanischen Ländern ist die Hungersituation »sehr ernst« oder »gravierend«. Dazu zählen Kongo, Tschad, Burundi und Eritrea. Insgesamt leiden demnach mehr als 925 Millionen Menschen unter Hunger.

Wie Klaus von Grebmer vom Internationalen Forschungsinstitut für Ernährungspolitik am Dienstag in Berlin erklärte, habe es zwischen 1990 und 1996 »große Fortschritte bei der Hungerbekämpfung« gegeben - insbesondere in Lateinamerika und Südostasien. Doch seit 1996 stagnieren die Index-Werte. Auch weil in den reichen Ländern das Interesse an der Problematik nachgelassen habe. Um den Hunger wirksam bekämpfen zu können, forderte von Grebmer den Aufbau von Nahrungsmittelreserven und Datenbanken über die Trends auf den Märkten. Die starken Preissteigerungen der letzten Jahre seien auch durch »den Mangel an verlässlichen und aktuellen Informationen über Angebot und Nachfrage« hervorgerufen worden, so von Grebmer.

Der Hunger-Index macht drei Gründe für die Preisexplosion bei Lebensmitteln aus: Die steigende Verwendung von Agrartreibstoffen, die Auswirkungen des Klimawandels und die Spekulation an den Agrarmärkten. Wie Bärbel Dieckmann, die Präsidentin der Welthungerhilfe, am Dienstag betonte, müssten viele Menschen in Entwicklungsländern deshalb rund 70 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben. Hier gilt die Faustformel »Je höher die Nahrungsmittelpreise, desto weniger bleibt für andere Ausgaben« ganz existenziell. »Die Familien schicken die Kinder nicht mehr in die Schule, sparen an den Gesundheitskosten und reduzieren ihre Mahlzeiten so weit, dass die Mangelernährung bei Kindern wieder steigt«, beklagte Dieckmann.

Die Sozialdemokratin rechnete vor: In Deutschland, wo die Haushalte etwa zwölf Prozent des Einkommens für Nahrung ausgeben, würde eine vergleichbare Belastung bedeuten, dass ein Brot fast 30 und der Beutel Kartoffeln 50 Euro kosten würde. Dieckmann forderte deshalb »Grenzen für exzessive Spekulationen« und ein Umdenken bei Agrartreibstoffen. »Wir müssen die Subventionen und Beimischungsquoten überdenken, um nicht zwischen Teller oder Tank entscheiden zu müssen.«

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