Besuch bei den Reichen

New Yorker Protestierer in der Upper East Side

  • Lesedauer: 2 Min.
Jetzt wird es persönlich: Knapp vier Wochen nach Beginn der Proteste an der Wall Street sind die Demonstranten zu den Reichen New Yorks nach Hause gegangen. Vor den teuren Häusern in der ebenso teuren Upper East Side forderten sie höhere Steuern für Milliardäre.

New York (dpa/nd). Medienmogul Rupert Murdoch und andere Milliardäre haben in New York Besuch von Demonstranten bekommen. Mehrere Hundert Unterstützer der Aktion »Occupy Wall Street« (»Besetzt die Wall Street!«) sind am Dienstag (Ortszeit) zu den teuren Stadthäusern prominenter Reicher in der New Yorker Upper East Side gezogen.

Die Polizei begleitete die nicht genehmigte Demonstration mit einem Großaufgebot; es blieb alles friedlich. Die Hauptforderung der Demonstranten: Höhere Steuern für Reiche, um bestehende Sozialprogramme zu bewahren.

»Die USA sind reich, aber der Reichtum ist dramatisch ungleich verteilt«, sagte die Gewerkschafterin Angeline Echeverría. »Wir wollen Jobs, von denen man auch leben kann und die sicher sind.« Die Banken hätten Milliarden Steuergelder »geschluckt«. »Es ist nicht fair, dass sie sich jetzt nicht an der Bewältigung der Krise beteiligen, sondern lieber Millionenboni auszahlen. Das sind Prämien von unseren Steuergeldern.«

Weil sie die Demonstration nicht angemeldet hatten, zogen die Demonstranten in kleinen Gruppen auf dem Bürgersteig die Park Avenue nach Norden. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg hatte zuvor gesagt, es sei »das Recht dieser Menschen, ihre Meinung zu sagen und zu demonstrieren. Wenn sie aber die Gesetze übertreten, werden wir natürlich entsprechend reagieren.« Deshalb war den Organisatoren daran gelegen, den Verkehr auf der viel befahrenen Park Avenue - nicht nur Symbol des Reichtums, sondern auch eine Verkehrsader der Stadt - nicht zu behindern.

Die Polizei hatte die Eingänge einiger Häuser mit Gittern abgesperrt. Beamte in Uniform und Zivil sicherten die Wohnsitze des Medienunternehmers Murdoch, des Chase-Bankchefs Jamie Dimon, des Kunstmäzens und »Tea Party«-Unterstützers David Koch und anderer Milliardäre. Sie musste aber nicht einschreiten.

Die Upper East Side direkt am Central Park hat dem Wirtschaftsmagazin »Forbes« zufolge die höchste Milliardärsdichte der Welt.

In Boston waren am Dienstag mehr als 100 Demonstranten festgenommen worden. Von der Polizei hieß es, sie hätten Anweisungen der Ordnungskräfte nicht befolgt. In Kalifornien ging es freundlicher zu: In San José beantworteten Demonstranten den Platzverweis durch die Polizei damit, dass sie den Beamten freundlich die Hände schüttelten und dann Platz machten. In Oakland bei San Francisco bekamen sie sogar Verständnis von Bürgermeister Chuck Reed. Der verlangte zwar pflichtgemäß von vor dem Rathaus campierenden Demonstranten, sie mögen den öffentlich Platz freimachen. Gleichzeitig sagte er aber laut »Oakland Tribune«, die Polizei habe »besseres zu tun«, als sich um die Protestler zu kümmern.

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