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Garg soll Kieler FDP wiedererwecken

Chefwechsel beim Landesparteitag

  • Dieter Hanisch, Neumünster
  • Lesedauer: 2 Min.
Der schleswig-holsteinische Sozialminister Heiner Garg (45) verlangte nach seiner Wahl zum FDP-Landesvorsitzenden auf dem Parteitag am Sonnabend in Neumünster, es müsse Schluss sein mit »Nabelschau, Jammern und Selbstmitleid«.

Das Gelb-Blau der Liberalen kann im tristen, grauen November-Nebel überhaupt nicht strahlen: Die FDP dümpelt auch in Schleswig-Holstein am Abgrund, wie die jüngste Forsa-Umfrage mit gerade einmal drei Prozent Zuspruch zeigt. In dieser wohl schwersten Krise der Partei hat sich am Samstag ein Wachwechsel im hohen Norden vollzogen, als Landeschef Jürgen Koppelin nach 18 Jahren die Verantwortung an Heiner Garg weiterreichte, der nun im nächsten Jahr bei der Landtagswahl am 6. Mai Stimmen hinzugewinnen soll.

Die Nord-FDP, jahrelang in der Bundespartei ungeliebt, weil oft mit eigenem Kompass und Kurs, ist nun auch ganz zur Genugtuung des immer wieder mal Dampf plaudernden Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Kubicki plötzlich zum Hoffnungsträger der Liberalen geworden. Da kommt dann auch der Bundesparteichef Philipp Rösler persönlich vorbei.

Haushälter Koppelin ist zum Abschied viel bissiger als der bieder-brave Rösler, der betont, dass die Liberalen mehr als nur eine Ein-Themen-Partei (Steuerpolitik) sei. Der Neumünsteraner Delegierte Reinhard Ruge ist dennoch enttäuscht. Er fragt den Bundeswirtschaftsminister, wie er sich vorstelle, aus dem aktuellen Tief herauszukommen. Die Antwort bleibt aus.

Während Koppelin als Ehrenvorsitzender nach Hause geht, muss der Kieler Sozial- und Gesundheitsminister Garg nun die Ärmel aufkrempeln. Schon lange ist die Freude über die 2009 errungenen 14,9 Prozent bei den Landtagswahlen verflogen. Meilenweit ist man in allen Umfragen davon entfernt, sich eine Neuauflage der jetzt mit der CDU bestehenden Koalition vorzustellen. Doch Garg ist eine Kämpfernatur. »Wenn die Aufgabe leicht ist, dann könnte es schließlich jeder«, umschreibt er seine neue Rolle.

Von den 198 Delegierten erhält er 84,4 Prozent Zustimmung - ohne Gegenkandidaten. Es gehe darum, verlorenes Vertrauen und Terrain zurück zu gewinnen, sagt der Hoffnungsträger nach seiner Wahl. Und arbeitet sich an den Fehltritten der Grünen in Berlin und der Kieler SPD ab.

An die eigenen Reihen gewandt, meint Garg, er habe nicht das Ziel, immer jedermanns Freund zu sein. Und in der Tat: Viele in der Partei sind mit der aktuellen Wahlkampfstrategie gar nicht einverstanden. Während die Landesliste zur Wahl bereits im Januar aufgestellt werden soll, liegt das Programm erst acht Wochen vor dem Urnengang vor. Wie sollen die Inhalte dann in der Kürze der Zeit noch vermittelt werden, fragt man sich nicht nur im Kreisverband Nordfriesland.

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