Abgetaucht

Kommentar von René Heilig

  • Lesedauer: 2 Min.

Eineinhalb Monate ist es her, dass man mit NSU nicht mehr zuerst eine Automarke verbindet, sondern eine widerliche rechtsextremistische Terrorgang, die offenbar darin Befriedigung fand, Menschen zu ermorden. Dass es so einen brutalen »Nationalsozialistischen Untergrund« samt legalem Umfeld hierzulande überhaupt geben kann, führte man nicht zuletzt auf das Versagen des Verfassungsschutzes zurück.

Verfassungsschutz? Gibt es den noch? Man hört so gar nichts mehr von seinen Ämtern. Wie bemühen sich Bundeschef Fromm und seine Landeskollegen darum, Fehler in ihrer bisherigen Arbeit aufzudecken? Was geschieht in den vorgesetzten Ministerien auf politischer Ebene? Man darf - auch ohne Vorruhestandsbeamte zu produzieren - Antworten erwarten: Wer ist verantwortlich für das, was man verharmlosend Pannen nennt? Wie weitet man den Blick von Politikern und Beamten so, dass deren Blick auch nach rechts geht? Ist es vielleicht gescheiter, die Geheimdiensttruppe in die Wüste zu schicken? Die notwendige gesellschaftliche Debatte darüber findet nicht statt. Clever. Während man uns mit Verlautbarungen über neue Dateien und Abwehrzentren zu beruhigen versucht, tauchen die Verfassungsschützer ab. Allenfalls drohen sie NPD-Verbotsbefürwortern mit wirren V-Leute-Zahlen.

Doch nicht nur die Geheimen versuchen den Naziterrorskandal ins Vergessen zu schieben. Seltsam bedeckt halten sich Landesväter und Regierungsparteien in Thüringen und Sachsen. Nur nicht zugeben, wie tiefbraun es wirklich ausschaut in den Freistaaten. Sonst bleiben Investoren aus und Touristen fern. Konsequenzen ziehen sieht anders aus.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.