Wulff redet sich raus
Rücktritt wegen Darlehens gefordert / Liste der Privaturlaube veröffentlicht
Wulff hatte sich das Geld 2008 als niedersächsischer Ministerpräsident bei dem Unternehmerehepaar Geerkens geliehen. Zur Finanzierung eines schmucken Klinkerhauses in Großburgwedel bei Hannover. Ob das Geld nun von Frau Edith Geerkens kam, wie es offiziell heißt, oder von dessen Ehemann Egon, ist bis heute nicht ganz geklärt. Nach Aussagen des Unternehmers im »Spiegel« habe er selbst die Verhandlungen über das Darlehen geführt. Der Bundespräsident steht deshalb in der Kritik, weil er 2010 im Landtag den Kredit nicht erwähnt hatte, als er nach seinen Geschäftsbeziehungen zu Egon Geerkens gefragt wurde.
Die Opposition im politischen Berlin sieht insbesondere die Glaubwürdigkeit Wulffs beschädigt und forderte den Bundespräsidenten auf, in der Causa Geerkens Klarheit zu schaffen. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sprach in der »Bild am Sonntag« von einem »Scheingeschäft«, das Wulffs Freund Geerkens bei der Kreditvergabe »eingefädelt« habe. Generalsekretärin Andrea Nahles (ebenfalls SPD) ging noch einen Schritt weiter: Wulff sollte jetzt schnell alles auf den Tisch packen. »Wenn er das nicht kann, dann allerdings sollte er darüber nachdenken, ob er weiter Vorbild in Deutschland sein kann«, so Nahles im ARD-Fernsehen.
Der Bundestagsabgeordnete Erwin Lotter (FDP) indes forderte Wulff zum Rücktritt auf. »Statt mit präsidialem Glaubwürdigkeitskredit den Menschen in turbulenter Zeit Orientierung zu geben, ist der Bundespräsident gefangen im spitzfindigen Formulierungskampf um seinen Hauskredit«, sagte Lotter. »Der umgehende Rücktritt ist ein Gebot des Anstands und der Verantwortung.«
Und Wulff selbst? Nachdem er sich zuerst zu dem delikaten Kreditgeschäft nicht geäußert hat, taucht er nun aus der Versenkung auf. Für ihn ist das Gerede über den Darlehensvertrag offenbar einem übertriebenem Medienhype geschuldet. Das Wesentliche sei, »dass man die Dinge bewertet, beurteilt und dann dazu steht und dann auch unterscheidet, wo ist etwas real und wo ist etwas mit sehr viel Staub aufwirbeln verbunden«, sagte Wulff. »Das muss man voneinander trennen.«
Unterdessen wurde eine Liste der Privaturlaube in den Anwesen von befreundeten Unternehmern von Wulff veröffentlicht. In seiner Amtszeit als Ministerpräsident von 2003 bis 2011 hat er mit seiner Familie insgesamt sechs Mal die Ferien in den Räumlichkeiten seiner spendablen Freunde verbracht. Das teilte die Kanzlei Redeker Sellner Dahs am Sonntagnachmittag mit. Davon quartierte er sich drei Mal in Häusern des Ehepaares Geerkens ein: 2003 und 2004 waren Wulff samt Anhang Gäste in Spanien, zum Jahreswechsel 2009/2010 in den Vereinigten Staaten von Amerika.
2008 war die Familie Wulff noch in den Räumlichkeiten des Finanzunternehmers Wolf-Dieter Baumgartl und seiner Frau in Italien. 2008 und 2009 hatten sie auf Norderney bei den Eheleuten Angela Solaro und Volker Meyer gewohnt. Kommentar Seite 4
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