Nordkorea: Clan festigt seine Macht
Kim Jong Un nun auch Vorsitzender des Zentralkomitees
Seoul/Pjöngjang (dpa/nd). Nachdem Kims jüngster Sohn und erwählter Nachfolger, Kim Jong Un, bereits als neuer Oberbefehlshaber der Streitkräfte gefeiert wurde, pries ihn die Staatspresse des Landes am Montag auch als Leiter des Zentralkomitees der herrschenden Partei der Arbeit.
Kim Jong Uns einflussreicher Onkel Jang Song Thaek hatte sich am Vortag an der Seite seines Neffen und mehrerer Militärs am Glassarg des aufgebahrten Ex-Staatschefs in Pjöngjang gezeigt. Jang trug Militäruniform mit dem Rangabzeichen eines Generals.
»Lasst uns unser Leben einsetzen, um das Zentralkomitee der Partei unter der Führung des angesehenen Genossen Kim Jong Un zu schützen«, hieß es in einem Leitartikel des Parteiorgans »Rodong Sinmun«. Die Zeitung hatte Kim bereits zuvor als Oberbefehlshaber der Streitkräfte gepriesen. Mit dem jüngsten Aufruf deutet Nordkorea nach Ansicht von Beobachtern darauf hin, dass der militärisch und politisch als unerfahren geltende Sohn einst den Posten des Parteichefs übernehmen soll. Der Vorsitzende des Zentralkomitees ist in der Regel auch Generalsekretär der Partei.
Kim Jong Il hatte seinen noch nicht einmal 30 Jahre alten Sohn schrittweise auf die dynastische Nachfolge in dritter Generation vorbereitet. Der langjährige Staatschef, der die Macht von seinem 1994 gestorbenen Vater und »ewigen Präsidenten« Kim Il Sung übernommen hatte, war am 17. Dezember im Alter von 69 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben.
Nordkorea habe Kims Onkel zum ersten Mal in Militäruniform im Fernsehen gezeigt, berichteten südkoreanische Medien. Jang Song Thaek (65) ist der Ehemann von Kim Jong Ils jüngerer Schwester. Er gilt schon seit längerem als graue Eminenz des Regimes und Mentor von Kim Jong Un.
Nordkorea will auch nach Kim Jong Il an der in der Verfassung festgeschriebenen Politik festhalten, die dem Militär Vorrang einräumt. Nordkorea werde »die Aufgabe der Militär-Zuerst-Revolution unter Genossen Kim Jong Un als unserem obersten Befehlshaber und General vollenden«, hatte »Rodong Sinmun« am Sonnabend in einem Leitartikel geschrieben.
Unterdessen reisten aus Südkorea zwei Beileidsdelegationen nach Nordkorea.
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