BLOGwoche: Wir haben nicht versagt
»Wir haben versagt«, schreibt Stephan Urbach (Piratenpartei und Netzaktivist, d. Red.) und meint damit, dass die Netzpolitik in der Blase Internet operiert, ohne »die Menschen da draußen« mitzunehmen. Die großen Debatten finden schließlich immer noch massenmedial in den großen Zeitungen und Fernsehen statt und weniger in der Netzöffentlichkeit.
In gewisser Hinsicht hat er recht: Ich schrieb mal (wie ich damals noch nicht wusste, drei Tage vor meinem Eintritt in die Piratenpartei), dass alle Versuche, die Politik zu ändern, vergeblich sind, wenn wir nur Politik für und im Internet machen. Dass es nicht den geringsten Grund gibt, warum sich ein Offliner überhaupt nur ansatzweise für »unsere« Themen interessieren sollte. Dass wir Begegnung herstellen müssen und den Offlinern etwas anbieten, statt sie als Ausdrucker zu beschimpfen: Das Internet als Instrument für Empowerment.
Mein Gedanke war damals, Begegnung herzustellen z.B. indem wir ehrenamtlich Internet-Kurse für Senioren organisieren, bei der Gründung von netzbasierten Tauschringen für Alg2-Empfänger helfen oder Hacker-Camps für Jugendliche anbieten. Geschehen ist davon … nichts. Ich selber habe die Idee kaum vorangetrieben. (...)
Aber haben wir versagt? Nein. Als Piratenpartei haben wir den wichtigsten Schritt schon getan - aufgehört, nur Netzpolitik zu machen, und angefangen, die Metapher Internet auf das Leben zu übertragen und daraus Antworten zu ziehen. Unbewusst beantworten wir alle politischen Fragen anhand des Prinzips der Plattformneutralität - ein Prinzip, das zur heimlichen Ideologie einer Partei geworden ist, die nicht ideologisch sein will.
Der Autor ist technischer Consultant und Blogger. Er arbeitet als freier Unternehmensberater für Onlinemarketing, Kommunikation und Social Media; zum Weiterlesen: ennopark.tumblr.com
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