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Hilft Biokerosin dem Klima?
Evelyn Bahn von INKOTA hält Euphorie für übertrieben / Evelyn Bahn ist Referentin zum Thema Welternährung beim entwicklungspolitischen Netzwerk INKOTA
nd: Lufthansa will am Donnerstag den ersten Transatlantik-Flug mit einer Mischung aus konventionellem und Biotreibstoff starten. Ein Erfolg für den Klimaschutz?
Bahn: Aus unserer Perspektive waren die Biokerosinversuche von Lufthansa enttäuschend. Bei dem sechsmonatigen Langzeitversuch auf der Strecke Hamburg-Frankfurt lagen die CO2-Einsparungen pro Flug laut Lufthansa bei kaum mehr als einer Tonne. Da stellt sich die Frage, ob die Euphorie um das Lufthansa-Projekt gerechtfertigt ist. Sparsamere Triebwerke brächten mehr; weniger Flüge sowieso.
Lufthansa setzt sich nach eigener Darstellung für strenge Maßstäbe einer nachhaltigen Produktion der Biotreibstoffe ein. Die Zertifizierung, beispielsweise durch den Runden Tisch für nachhaltige Biokraftstoffe, soll dafür sorgen.
Diese ganzen Zertifizierungssysteme stecken noch in den Kinderschuhen. Bislang gibt es keine Plantagen, die durch den Runden Tisch für nachhaltige Biokraftstoffe zertifiziert worden sind. Aus unserer Perspektive fehlen in den Kriterien auch verpflichtende Sozialstandards. Lufthansa sagt zwar, Sozialstandards wie die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen seien ihnen wichtig. Aber das Unternehmen sagt nichts darüber, wie bindend ein solches Kriterium für es ist.
Lufthansa will seinen CO2-Ausstoß reduzieren, indem effizientere Flugzeuge eingesetzt und der Anteil nachwachsender Rohstoffe im Treibstoffbereich erhöht werden. Allein Lufthansa verfliegt derzeit acht Millionen Tonnen Kerosin im Jahr. Lässt sich das überhaupt nachhaltig durch landwirtschaftliche Rohstoffe ersetzen?
Wenn man acht Millionen Tonnen Kerosin braucht, der aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden soll, geht das nicht ohne industrialisierte Landwirtschaft, ohne Monokulturen. Und da kann von Nachhaltigkeit eigentlich schon nicht mehr die Rede sein. Der Weltagrarbericht hat ganz deutlich gesagt, wir müssen wegkommen von einer industrialisierten Landwirtschaft, hin zu einer Landwirtschaft, die lokal angepasst ist, die nicht in erster Linie auf Düngemittel und Pestizide setzt. Die Nachfrage nach solchen Energierohstoffen verschärft den Druck auf die Ressource Land, die ohnehin knapper wird. Gleichzeitig steigt die Bevölkerungszahl weltweit. Wenn die Frage steht, wollen wir die Böden für die Ernährung der Bevölkerung verwenden, um Rohstoffe für die Gewinnung von Strom und Wärme zu produzieren oder um die Luftfahrt mit Biokerosin zu versorgen, steht für mich der Luftfahrtsektor ganz weit hinten.
Welche Alternative bleibt da?
Weniger fliegen ist auf jeden Fall eine wichtige Forderung. Das ist für die Luftfahrtunternehmen sicher keine Option. Deshalb muss da politisch dran gedreht werden. Das heißt, höhere Steuern auf Flüge, attraktivere Alternativen wie beispielsweise günstigere Bahntickets. Bestimmte Strecken sollten im Luftverkehr ganz eingestellt werden. Warum müssen überhaupt Flugzeuge zwischen Hamburg und Frankfurt fliegen? Die Strecken kann man mit anderen Verkehrsmitteln viel klimaschonender zurücklegen. Die Förderung des Biokerosinprojekts mit 2,5 Millionen Euro durch das Bundeswirtschaftsministerium zeigt aber, dass die Politik da momentan noch aufs falsche Pferd setzt.
Fragen: Steffen Schmidt
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