Neonazi-Aufmarsch durchgesetzt

Unter tausendfachem Protest marschierten 300 Rechtsextreme in Münster

  • Lesedauer: 2 Min.
Münster machte mobil gegen Neonazis. 5000 Menschen gingen auf die Straße. Trotzdem ermöglichte die Polizei die Demo der Rechtsextremisten. Antifaschisten beklagen die überzogene Härte der Einsatzbeamten.

Münster (Agenturen/nd). Tausende Menschen haben am Samstag in Münster gegen eine Neonazi-Demonstration mit schätzungsweise 300 Rechtsextremen protestiert. Neun Kundgebungen fanden insgesamt in dem Stadtteil Rumphorst statt, organisiert von Parteien, Gewerkschaften und Bürgerinitiativen. Auf der Hauptkundgebung des DGB verteidigte Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) Münster als »offene, tolerante und friedvolle Stadt. Wir verachten diese Gesinnung und betrachten diesen Aufmarsch als Versuch, unsere Stadt und ihre Bürger zu beleidigen«, rief Lewe durchs Mikrofon.

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Der Vorsitzende des Integrationsrates, Spyros Marinos, betonte, es sei die Pflicht jedes Bürgers, gegen die Neonazis aufzutreten. »Wir dürfen sie nicht verharmlosen, aber angesichts der Entwicklung der Zivilgesellschaft ist ihre Ideologie lächerlich«, sagte er. Marinos erinnerte an die Morde Solingen in den 90er Jahren und warnte: »Wir befinden uns mittendrin in einer gefährlichen Entwicklung in unserer Gesellschaft.« Fremdenhass sei nicht allein mit Polizei und Justiz zu bekämpfen.

Die Polizei sprach von einem »bunten und kreativen Protest«, der überwiegend friedlich gewesen sei. Einzelne Demonstranten, die augenscheinlich dem linken Spektrum zuzuordnen seien, hätten mehrfach versucht, Sperrstellen der Polizei zu durchbrechen und den Aufzug der Neonazis zu blockieren. Doch der Polizei ist es ihren Angaben zufolge gelungen, die Neonazis von Gegendemonstranten zu trennen, hieß es. 24 Personen seien festgenommen worden.

Ein Demonstrant wurde nach einem Polizeieinsatz mit einem Schädel-Hirn-Trauma schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Das Bündnis »Keinen Meter den Nazis« warf der Polizei übertriebene Härte vor.

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