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Die euphemistische Umschuldung
Hanno Beck und Aloys Prinz erklären die Staatsverschuldung
Investieren Sie 8,95 € und drei Stunden Lesezeit und Sie verstehen die Staatsschuldenkrise im Euro-Gebiet. Aus den vielen Schnellschüssen von selbsternannten Krisendeutern ragt ein schmaler Band heraus, der für jeden verständlich die »Staatsverschuldung« erklärt.
Der Finanzwissenschaftler Aloys Prinz (Münster) und der Volkswirt Hanno Beck (Pforzheim) haben es geschafft, ohne jeden professoralen Jargon und ohne ideologischen Missionierungsdrang Begriffe, Fakten und Zusammenhänge der Verschuldung von Staaten auf den Punkt zu bringen. Sie erläutern die Unterschiede interner (den eigenen Bürgern gegenüber erfolgender) und externer (ausländischen Bürgern oder Institutionen erfolgender) Verschuldung. Sie gliedern übersichtlich die Anlässe, aus denen es zur Aufnahme von Schulden durch Staaten kommt und trennen deren »unschädliche«, manchmal auch »notwendige« Verwendung von »schädlicher«, oft sogar »toxischer« Verschwendung.
Die Autoren tragen zur Vergleichbarkeit staatlicher Verschuldungsgrade bei, indem sie deren Messung, deren unterschiedliche Art der Verbriefung und auch die Organisation der Schuldenverwaltung beschreiben. Und das alles viel klarer als in Geschäftsbedingungen von Banken oder den Verlautbarungen unserer und anderer Regierungen, von Parteiprogrammen ganz zu schweigen. Wie nebenbei fügt sich ein kleines, nicht unkritisches Kapitel über Ratingagenturen ein. Diskutiert werden die »Rentabilität« von Schulden und deren Behandlung im von Wahlperioden bestimmten politischen Betrieb. Über eine knappe Darstellung der öffentlichen Verschuldung in der BRD gelangen die Autoren zur Darstellung der volkswirtschaftlichen Folgen der Staatsverschuldung, die einerseits Steuerungsinstrument im Rahmen der Gesamtwirtschaft sein kann. Sie kann aber auch zu ungerechten Einkommensverteilungen, zu Inflation und Staatsbankrott führen, den manche euphemistisch als »Umschuldung« schönreden.
Hanno Beck/Aloys Prinz: Staatsverschuldung. Ursachen, Folgen, Auswege. C.H. Beck. 126 S., br., 8,95 €.
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