Meyers bewährte Masche

Krimi vom Kap

  • Manfred Loimeier
  • Lesedauer: 2 Min.

Der südafrikanische Krimiprofi Deon Meyer nimmt mit seinem neuen Buch eine weltweite Leserschaft ins Visier. Stand in seinem vorhergehenden Roman »Dreizehn Stunden« eine US-Touristin im Mittelpunkt, handelt »Rote Spur« von der islamistischen Bedrohung der USA, was die Einbeziehung der CIA und damit des US-Literaturmarktes mit sich bringt. Zugleich tritt Meyer dem Vorwurf, seine Detailkenntnis von Waffen und Motoren mache seine Bücher zu einem reinen Männervergnügen, insofern entgegen, als mit der geschiedenen Mutter Milla Strachan und der Spurenleserin Cornelia »Floh« van Jaarsveld zwei Frauen zu den Protagonisten dieses neuen Krimis zählen.

So richtig gut wird die Lektüre von »Rote Spur« aber erst, als mit Lemmer und Mat Joubert Ermittler aus Meyers früheren Krimis in Erscheinung treten und die bereits mehrfach bewährte Masche des Autors - Wettlauf eines einsamen, ehrlichen, aber gebrochenen Helden gegen die Zeit und eine Horde Verfolger - neu zu stricken beginnen. Solange Meyer spannungsorientiert erzählen und seine dramaturgische Mosaiksteinchen-Methode anwenden kann, sind seine Bücher, so auch »Rote Spur«, atemberaubend fesselnd. Dass Meyer hier formal experimentiert, Abhörprotokolle und Tagebuchaufzeichnungen, literarische Versuche seiner Figuren und fiktive Pressestimmen integriert, dabei verschiedene Verbrechen überlagert und darüber hinaus über die Kriminalitätsstatistik am Kap referiert, ist zu viel des Guten.

Gleichwohl garantiert »Rote Spur«, von den genannten kompositorischen Allüren abgesehen, eine packende Lektüre, zumal der Schluss des Romans zum Teil offen bleibt. Aber Ermittler Lemmer hat schon Witterung aufgenommen und steht wohl im Mittelpunkt eines kommenden Krimis. Mit »Sieben Tage« hat Meyer in Südafrika bereits sein nächstes Buch veröffentlicht, in dem jedoch zunächst erst einmal Benny Griessel, der andere alte Haudegen aus Meyers Feder, erneut ans kriminalistische Werk geht.

Deon Meyer: Rote Spur. Roman. Aus dem Afrikaans von Stefanie Schäfer. Rütten & Loening, 625 S., geb., 19,99 €.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.