Norditalien kommt nicht zur Ruhe

40 Nachbeben in der Nacht / Letzter Vermisster tot geborgen

  • Lesedauer: 2 Min.

Einen Tag nach dem neuen Erdbeben in der norditalienischen Region Emilia Romagna haben Feuerwehrleute ein weiteres Todesopfer geborgen. Die Leiche des vermissten Arbeiters sei am Mittwoch unter den Trümmern einer eingestürzten Fabrik in Medolla entdeckt worden, teilten die Behörden mit. Er war demnach der letzte noch Vermisste. Damit stieg die Zahl der Toten des jüngsten Bebens auf 17.

Nach einer vorläufigen Bilanz gab es 350 Verletzte. 14 000 Menschen haben bei diesem und dem Beben am 20. Mai ihre Bleibe verloren. sie wurden in Zeltlagern untergebracht. Am Mittwoch startete ein Hilfskonvoi in Rom und sollte Zelte, Betten, Kleidung und Trinkwasser in das Katastrophengebiet bringen. Viele Gebäude liegen in Trümmern, die Menschen sind verzweifelt.

In der Nacht zu Mittwoch gab es mindestens 40 neue Erdstöße, der stärkste hatte eine Magnitude von 3,8, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Viele Anwohner verbrachten die Nacht aus Angst in ihren Autos. Erdbebenexperten halten weitere Beben für möglich. »Wir können das nicht ausschließen«, sagte der Seismologe Claudio Chiarabba vom Nationalen Geophysikalischen und Vulkanologischen Institut dem Sender Rai News.

Eine 65 Jahre alte Frau konnten die Helfer lebend aus den Trümmern ihres Hauses in Cavazzo in der Provinz Modena retten. Sie wollte laut Ansa gerade Kleidung aus ihrer bereits bei dem ersten Beben stark beschädigten Wohnung holen, als die neuen Erdstöße das Haus vollkommen zum Einsturz brachten. Unter den Toten ist auch ein Pfarrer, der unter den Trümmern seiner Kirche in Rovereto in der Provinz Modena begraben wurde.

Der Schaden am Kulturerbe der Region ist immens. Viele historische Gebäude stürzten ein, alte Kirchen wurden zerstört; der Palazzo Ducale in Mantua bekam Risse. Tote gab es aber wie schon beim ersten Beben vor allem in eingestürzten Fabriken. Ingenieure hatten sie gerade wieder freigegeben, wie Rai News berichtete. Das Fernsehen zeigte die Trümmer der Gebäude, die wie Kartenhäuser zusammengefallen waren.

Die Sportwagenhersteller Ferrari und Lamborghini sowie der Motorradhersteller Ducati haben indes ihre Fabriken am Dienstag kurzfristig geschlossen. Ferrari ließ seine Werkhallen in Maranello nahe Modena sicherheitshalber räumen, berichtete Ansa. In dem Ferrari-Werk seien keine Schäden entstanden. Der Sportwagenhersteller beschäftigt in Maranello rund 3000 Mitarbeiter. Auch die Lamborghini-Fabrik in Sant'Agata Bolognese wie das Werk von Ducati in Borgo Panigale, beide liegen in der Nähe von Modena, wurden geräumt.

Der kommende Montag soll in Italien zum Trauertag für die Erdbebenopfer erklärt werden. Am Mittwoch wollte das Kabinett in Rom über eine Soforthilfe für die Region entscheiden. dpa

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