Bienenwolf als harmloser Blütenfreund
GARTENTIERE: Lockte der Temperaturanstieg eine Buntkäferart von Süd- nach Norddeutschland?
Vor Jahrzehnten fiel mir irgendwo in Württemberg ein in Massen in Blüten herumsitzender hübscher Buntkäfer auf, den ich selbst an meinem südlichsten Wohnort, Jena, noch nie gesehen hatte. Er begegnete mir auch später nicht mehr. Im vorigen Jahr nun tauchte er zum ersten Mal in meinem Eberswalder Garten, also nordöstlich von Berlin, auf, und in diesem Jahr war er im Juni darin sogar ausgesprochen häufig. Seine Häufigkeit wird durch die Tatsache belegt, dass ich einmal innerhalb einiger Stunden drei im Regenmesser fand. Die Art hat sich wahrscheinlich dank der angestiegenen Durchschnittstemperaturen ausbreiten können. Sie bereichert die Gartenfauna, in der man andererseits immer neue Verluste feststellen muss. Besagter Käfer ist als Immenkäfer, vor allem aber als Bienenwolf bekannt.
Der Name Bienenwolf ist übrigens zwei Mal vergeben. Der andere Träger dieses Namens ist eine Grabwespe, die es bei mir im Garten nicht gibt, obwohl sie vor einiger Zeit ein Stück entfernt eine Kolonie gebildet hatte. Dieser mitunter schädliche Bienenwolf ist auf Honigbienen spezialisiert, die er zur Versorgung seiner Brut beim Blütenbesuch überfällt und mit Giftstich überwältigt.
Unser zwölf bis 16 Millimeter messende Käfer könnte solche nicht erbeuten. Er ist harmloser Blütenfreund, den man vor allem an Schirmblüten antrifft, wo er Nektar leckt und auch kleine Insekten fressen soll. Mit seinen roten, von zwei schwarzen Querbinden gekreuzten Flügeldecken ist er allenfalls mit einer selteneren verwandten Art verwechselbar. Dass er sich bei seiner auffälligen Färbung offen in weißen Blüten aufhält, lässt vermuten, dass er für Vögel nicht sehr attraktiv ist.
Bei diesem Bienenwolf haben nur die Larven als Räuber direkte Beziehungen zu Bienen. Und bei diesen handelt es sich fast ausschließlich um solitäre, in der Erde brütende Arten. Nur gelegentlich treten die Larven auch in etwas verwahrlosten Bienenstöcken auf.
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