PLATTENBAU
In den letzten Jahren ist es für den Wuppertaler Gitarristen Henrik Freischlader auf der Karriereleiter kontinuierlich bergauf gegangen. Anfangs Talent, dann Hoffnungsträger, gehört er inzwischen zu den Etablierten in seiner Zunft. Längst wird auch im Ausland sein »Made in Germany« nicht mehr belächelt, sondern die Qualität anerkannt. Höhepunkt war im vergangenen Jahr seine Nominierung in der Kategorie »Bester Überseegitarrist« bei den British Blues Awards. Den Preis hat schließlich US-Überflieger Joe Bonamassa bekommen, mit dem Freischlader befreundet ist. Mit seinem neuen Album »House In The Woods« segelt der 29-Jährige inzwischen voll auf Bonamassa-Kurs, indem er sich immer mehr vom klassischen »blauen Zwölftakter« verabschiedet hat.
Bei seinen Vorgänger-Alben war auf dem Cover noch stets der Hinweis »File under Blues« vermerkt, bzw. die Zusätze Bluesrock, Soul und Funk aufgeführt. Diesmal gibt Freischlader als Genre nur noch Rock an. Und das tempogeladene Titelstück als Opener seines fünften Studioalbums gibt dementsprechend die Richtung vor. Doch es gibt wie auf all seinen Alben auch die ruhige Seite des Saitenzauberers zu hören: Das achtminütige »Won't You Help Me« etwa steht für Beziehungslieder ganz ohne Kitsch, dafür mit gefühlsbetonten Soli.
Perfektionist Freischlader, der Gary Moore als großes Vorbild nennt und seine letzten beiden Alben fast im Alleingang einspielte, hat diesmal wieder seine komplette Band an seine Seite geholt. In sechs April-Tagen wurde das Werk quasi live eingespielt, lediglich der einprägsame Freischlader-Gesang wurde nachträglich noch einmal bearbeitet.
Der musikalische Workaholic Freischlader, der seine Alben selbst produziert, ein eigenes Label betreibt, sich mit »5 Live« noch eine zweite Band leistet, die meist den Old-School-Blues hochhält, und der bei der Kanadierin Layla Zoe ab und an den Bass zupft, textet und komponiert seit Jahren wie ein Uhrwerk (zuletzt auch für Layla Zoe und den Saxofonisten Tommy Schneller). Dabei hat er stets ein einfühlsames Gespür für Melodie, Beats und Groove. Jedes seiner Gitarrensoli ist eine Bereicherung des ohnehin schon vielfältigen Spannungsbogens in den Titeln - egal ob deftig, krachend und verzerrt oder ob virtuos, zart und elegant.
Wer nach Freischladers Audio-Erlebnis neugierig auf den vielbesaiteten »Krautrocker 2.0« geworden ist, dem sei die jetzt zeitgleich veröffentlichte DVD »Show No. 47«, eine Liveaufzeichnung eines Bandkonzerts der vorjährigen »Still Frame Replay«-Tour, empfohlen. Das aktuelle Album stellt Freischlader live bis Mitte Dezember auf einer Tour durch 34 deutsche Städte vor.
Henrik Freischlader Band: House In The Woods (Cable Car Records)
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.