Aus ersten Briefen an H. Kohl
C. Enke, Neubrandenburg: Ich will Ihnen mitteilen, daß es uns und mir noch viel zu gut geht. Bisher sind nur meine Schwägerin, mein Neffe, meine Nichte arbeitslos. Meine Schwester bekommt seit zwei Monaten keine Rente. Mein Bruder hat seit dem 8. Dezember kein Krankengeld erhalten.
Werner Keppel, Gera: Im Ver-
sprechen sind Sie nicht mal Spitzenreiter, sondern nur zweiter hinter der SED. Die hat nicht nur mir entwickelten Sozialismus versprochen... Schlimm wird es, wenn man nach erkanntem Irrtum weiter und gar beschleunigt in die falsche Richtung läuft.
Werner Wrosch, Kyntz: Mein
Vorschlag: Veröffentlichen Sie doch mal, was Rohwedder & Co. für monatliche Gehälter beziehen.
Ingeborg und Friedrich Vesper, Rostock: Mit unseren Renten, die seit der Währungsunion um 20 Prozent gestiegen sind, müssen wir täglich scharf rechnen. Viele, eigentlich notwendige Ausgaben unterbleiben, die
vielgerühmte Reisefreiheit steht nur auf dem Papier, da dazu die Mittel nicht reichen. Margot Beger, Riesa: In meiner Heimatstadt Riesa ist die Lage katastrophal. Kein Großbetrieb arbeitet mehr voll. Die Arbeitslosenzahlen steigen. Sollte man nicht endlich anfangen, Betriebe zu sanieren, statt Arbeitslosenunterstützung zu zahlen? Eva Völker, Weinböhla: Es ist für Sie an der Zeit, sich ehrlichen Herzens vor den Bürgern der fünf neuen Bundesländer zu entschuldigen, ganz aufrichtig und glaubhaft. Ansonsten bleibt Ihnen nur die Möglichkeit des Rücktritts. Karl-Heinz Linkert, Schwarzenberg: Wir haben im November 89 unsere Volksarmee praktisch paralysiert. Nun wird es auch endlich Zeit, die Bundeswehr energisch abzurüsten. Angela Deutrich, Torgau: Ich rate Ihnen von ganzem Herzen, sich von unfähigen Ministern in der Regierung zu trennen. Nicht erst seit kurzem gerät der Bundespostminister in das Kreuzfeuer der Kritik
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