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Wann reißt die Kette der Demütigungen? Fragen an HEIKO KAUFFMANN, Pro Asyl

  • Lesedauer: 2 Min.

Heiko Kaufmann (46) ist seit Januar Sprecher der Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge, Pro Asyl. Zuvor war der Sozialwissenschaftler Inlandsrefernt beim Kinderhllfswerk Terre des Hommes und im Bundesvorstand von amnesty international für Flüchtlingsfragen zuständig.

tische Verfahren, um ihre Grenzen abzuschotten.

Worauf zielt die Abschottung?

Flüchtlinge sollen gehindert werden, überhaupt ein Asylgesuch zu stellen. In Deutsch-

land und anderen westeuropäischen Staaten wird ein System der Be- und Verhinderung der Inanspruchnahme des Asylrechts ausgeklügelt, das die Drangsalierungen und Auflagen, denen die Nazi-Verfolgten der 30er und 40er Jahre in ihren Asyl-Ländern ausgesetzt waren, an Undurchdringlichkeit und Demütigung bei weitem übertrifft.

In Deutschland leben aber relativ viele Flüchtlinge.

Aber unter welchen Bedingungen? Viele werden mit neuen Unsicherheiten und Ängsten konfrontiert. Die Zahl derer, die einen Asylantrag stellen, wird kleiner, weil die legalen Wege verbaut werden. Immer mehr Anträge werden abgeschmettert. Immer häufi-

ger werden Flüchtlinge, auch Minderjährige, in Kriegsgebiete abgeschoben. Selbst Bürgerkriegs-Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien müssen ausreisen oder mit Abschiebung rechnen.

Was fordert Pro Asyl konkret zum 8. Mai?

Beseitigung der Fluchtursachen, ein Ende von Gewalt und Verfolgung. Dies setzt voraus, die wachsende Kluft zwischen absoluter Armut und schamlosem Wohlstand zu überwinden. Damit müssen wir bei uns beginnen. Zweitens Rückbesinnung auf Achtung der Menschenwürde und Wahrung von Recht und Gerechtigkeit gegenüber Menschen, die berechtigt bei uns Schutz suchen. Weiterhin müssen alle NS-Verfolgten sowie Deserteure endlich rehabilitiert werden. Schließlich müssen wir wachsamer werden gegenüber neuen Gefahren des Mißbrauchs von politischer und wirtschaftlicher Macht. Alle Anordnungen und Gesetze müssen wir auf ihren humanen Sinn und Zweck hinterfragen und wenn nötig Widerstand entwickeln.

Interview: REIM AR PAUL

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