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Thüringer Dorf: Montagsdemo gegen harte Brocken

Bürgerinitiative wehrt sich gegen den Betrieb eines Steinbruchs nahe Zeulenroda / Umweltamt zeigt sich hilflos

  • Lesedauer: 2 Min.

Von FRANK DIENSTAG, Schleiz

Montags-Demos hat es im thüringischen Niederböhmersdorf nie gegeben - die zu Wendezeiten fanden im nahen Zeulenroda statt. Doch kommenden Montag wird der inzwischen eingemeindete Ort nicht nur seine erste Demo erleben, auch Kerzen sollen wie einst im November mitgeführt werden und Transparente, die Losungen tragen wie „Wir sind das Volk!“

So zumindest kündigte es die Bürgerinitiative Niederböhmersdorf auf einem Flugblatt an. Mit dem etwas pathetisch geratenen Appell „Verteidigt die Demokratie“ wollen die Einwohner ihren Protest gegen den in unmittelbarer Nähe des Orts geplanten Super-Steinbruch zum Ausdruck bringen. Vertreter der Bürgerinitiative hatten errechnet, daß bereits in den ersten vier Jahren 1,1 Millionen Tonnen minderwertiges Gestein abgebaut und auf der schmalen Dorfstraße abtransportiert würde.

Der Zeulenrodaer Bürgermeister Frank Steinwachs hat die Pläne der künftigen Betreiber scharf kritisiert und ihnen schnelles Gewinnstreben auf Kosten der Einwohner vorgeworfen. Neuen Zündstoff erhielt der Krieg der Steine durch das Greizer Umweltamt. Den Stein ins Rollen gebracht hatte Bürgermeister Steinwachs mit einem Offenen Brief an Landrätin Martina Schweinsburg, in dem er seine „Bestürzung“ darüber formuliert, daß eine Behörde im Landratsamt „trotz vieler Bedenken“ und entgegen

eines Kreistagsbeschlusses dem Hauptbetriebsplan für den Steinbruch zustimmte. Doch Umweltamtsleiter Dr Wonitzki versteht die Aufregung des Bürgermeisters nicht. Da die Untere Immissionsschutzbehörde lediglich Stellung beziehen dürfe, sei auch keine Zustimmung oder gar Entscheidung bezüglich des Betriebsplanes erfolgt. Im Gegenteil, seine Behörde habe ebenfalls Mängel und Fehler konstatiert. Fakt ist: Werden die entsprechenden Grenzwerte eingehalten, kann die

Behörde gar nicht anders, als ihren Segen geben.

Das mußten schon andere Steinbruch-Gegner der Region erfahren. Trotz massiver Proteste der Gemeinde Mielesdorf scheint dort der Gang der Dinge kaum noch aufzuhalten. Momentan werden Probebohrungen vorgenommen, wird ein Bach für das Bohrwaser angestaut. Übrigens, sogar Wirtschaftsminister Schuster mußte jetzt einräumen, der Abbau von Gestein habe in Thüringen überdimensionale Proportionen erreicht.

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