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Gehungert, gehamstert, gekocht, überlebt

Berliner Schüler waren dem Nachkriegsessen in Prenzlauer Berg auf der Spur

  • Lesedauer: 2 Min.

Angesichts der Überflußgesellschaft sind Berliner Grundschüler in die Tiefen der Geschichte getaucht. Die Mädchen und Jungen wollten vor dem Hintergrund von Döner, Pommes und Hamburger wissen, was die Menschen in den schweren Jahren unmittelbar nach Krieg zu essen hatten. Wie könnte beispielsweise das Frühstück eines Fünf-Personen-Haushaltes damals ausgesehen haben?

In einer Projektwoche zum Thema „Gehungert, Gehamstert, Gekocht, Überlebt -Nachkriegsessen in Prenzlauer Berg 1945-1948“ erforschten die Schüler der Klasse 6 c der Bornholmer Grundschule die damaligen Lebensverhältnisse. Unterstützung für ihr Vorhaben erhielten sie dabei von der

Kulturwerkstatt „Altes Schulhaus“, die sich im Vorderhaus der Schule in der Ibsenstr. 17 befindet. „Wir wollen mit unserem Projekt Kindern verdeutlichen, was eigentlich Nachkriegszeit war, wie sich der Alltag der .kleinen' Leute gestaltete“, sagt Elke Röllig. Sie leitet die Geschichtswerkstatt in diesem Domizil.

Mit dem Bezirksbürgermeister von Prenzlauer Berg Manfred Dennert stand den Schülern gleich zu Beginn des Projekts ein prominenter Zeitzeuge zur Verfügung. Seine Antworten auf die vielen Fragen vermittelte allen sehr anschaulich, wie Kinder damals in ihrem Bezirk gelebt haben. Sie erfuhren, daß Begriffe wie „Hamstern“, „Organisieren“, „Schieben“ und „Kungeln“ jene

Jahre prägten, die heute bei den meisten kaum noch bekannt sind.

Doch nicht nur über Interviews erschlossen sich die Grundschüler von Klassenlehrer Herbert Böhm die Zeit zwischen 1945 und 1948. Auch die Arbeit an Holzschnitten mit Motiven aus der Nachkriegsküche und die Herstellung von Tassen und Tellern aus Ton für ein Frühstücksgedeck aus der damaligen Zeit gab ihnen einen plastischen Einblick. Ebenso half ihnen das Kochen von typischen Gerichten wie Sauerkrautsuppe, Wrukeneintopf, Kartoffel- und Steckrübenbrot und Osterpudding. Wer diese Speisen selbst einmal ausprobieren will, kann die Rezepte mitnehmen.

In einer Ausstellung, in der die Ergebnisse der Projektwoche in Form von Modellen, Texttafeln, Fotos, Graphiken und sogar ein selbst aufgenommenes Video gezeigt werden, soll nun den hoffentlich zahlreichen Besuchern gezeigt werden, wie Kinder in der Nachkriegszeit im Prenzlauer Berg „Gehungert, Gehamstert, mit ihren Eltern Gekocht und Überlebt“ haben.

Die Exposition wird am heutigen Freitag in der Kulturwerkstatt „Altes Schulhaus“ in der Ibsenstraße 17 eröffnet. Sie kann montags, dienstags und freitags in der Zeit von 15 bis 17 Uhr und mittwochs von 15 bis 19 Uhr besichtigt werden.

WOLFGANG SCHONWALD

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