Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Der Trabant als Umweltsünder Nummer 1 ?

Neues Motoröl und Einspritzverfahren sollen das Kultauto umweltverträglicher machen

  • Lesedauer: 3 Min.

Mit 2,4 von insgesamt drei Millionen Pkw war der Trabant das meistgefahrene Auto in der DDR. Nach Schätzung von Carsten Graf vom ADAC Hannover fahren davon noch 700 000 auf Deutschlands Straßen. Frühere Prognosen, der Trabi-Bestand würde binnen kurzem auf Null sinken, haben sich jedoch nicht bestätigt. „Der Bestand an Trabis hat das Minimum erreicht, er wird nicht weiter sinken“, so Graf, der besonders den Kultstatus des Kleinwagens hervorhebt, der vielfach schon Liebhaberwert hat.

Der TUV Berlin-Brandenburg ermittelte den Fahrzeugbestand von 1994 in der Region. Danach fahren in Berlin 1 223 711 Pkw, davon 46 165 Zweitakter (überwiegend Trabant). Im Osten Berlins sind es 45 216, im Westteil gerade mal 949 Im Bundesland Brandenburg ist der Anteil des Trabant etwas höher: Unter 1 164 329 Zulassungen sind dort immerhin 62 529 Zweitakter

Ist der Trabi Umweltverschmutzer Nummer 1, als der er gerne geschmäht wird? Dieter Klaus Franke, Leiter des Umweltreferats vom ADAC

München, meint dazu: Die Emission ist neunzigmal höher als bei Wagen mit geregeltem Katalysator. Problematisch seien vor allem die unverbrannten Kohlenwasserstoffe, wie zum Beispiel Benzapyren. Diese Stoffe haben krebsauslösenden Charakter. Das ausgestoßene Kohlenmonoxid fördere in Bodennähe zudem die Bildung von Ozon. Hingegen sei der Ausstoß an Stickoxiden von Zweitaktern nie ein Problem gewesen, da durch die Ölverbrennung diese Substanzen weniger austreten. Einig sind sich die Experten darüber, daß die Umweltverschmutzung

durch den Zweitakter keine globale Dimension annimmt.

Versuche, den Trabant mit ungeregeltem Kat zu versehen, scheiterten, weil der Kat nur kurze Zeit hält. Das im Treibstoff notwendige Öl verkokt, der Kat überhitzt und wird zerstört. Zudem erwiesen sich die Versuche zur Nachrüstung als zu kostspielig. Der Kat kostet etwa 1000 Mark. Der Einbau ist deshalb aufwendig, weil der Vergaser umgebaut werden muß. So wurden nur ungefähr fünf Prozent aller Zweitakter nachgerüstet. Aus technischen Gründen ist es noch nicht möglich, das Auto mit einem geregelten Kat zu versehen.

Der Gesetzgeber verbietet zwar (noch) keine Pkw ohne geregelten Katalysator,

schreibt jedoch Grenzwerte vor. Und dies auch nur für Autos, die neu zugelassen werden. Axel Friedrich vom Umweltbundesamt Berlin gehen

diese Maßnahmen nicht weit genug. Er schlägt die Verabschiedung einer schon seit längerem diskutierten Emissionssteuer vor. Man solle Autos ohne geregelten Kat verbieten. Zum Glück für den Trabi lassen die gegenwärtigen Gesetze dies nicht zu, was die vielen Trabant-Clubs freuen wird.

Europaweit existieren zur Zeit 76 solcher Clubs. Seit September 1993 gibt es in Berlin den Trabant-Club-Berlin. Der Club-Vorsitzende Albrecht Reither sieht Möglichkeiten, den Trabant umweltfreundlicher zu gestalten: Durch ein neues geruchloses Motoröl, derzeit noch im Test, könnte der Ölverbrauch verringert werden. Diskutiert wird auch ein Einspritzsystem für Zweitakter Dadurch würde der Einbau geregelter Kats in den Trabant ermöglicht werden.

JOACHIM EIDING

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -