Werbung

Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Neues von der »Kummerkastentante«

Jutta Resch-Treuwerth: Unter vier Augen

  • Lesedauer: 2 Min.

“T Tiele machten sich dar-\ / über lustig. Doch wenn V mittwochs die Zeitung kam, schlugen auch die größten Schmunzler zuerst die Seite 6 auf. In der Rubrik »Unter vier Augen« in der einstigen FDJ-Tageszeitung Junge Welt gab über zwei Jahrzehnte Jutta Resch-Treuwerth Ratschläge zu Liebe, Partnerschaft und Sex. Zu kleine Brüste, zu häufiger oder zu seltener Geschlechtsverkehr, der erste Liebeskummer, Probleme mit verständnislosen Eltern, Geschlechtskrankheiten - sie gab auf jede Frage eine Antwort. Nicht jeder Brief, der in der Redaktion landete, wurde veröffentlicht. Aber beantwortet wurden sie alle.

Jutta Resch-Treuwerth: Unter vier Augen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1996. 320 S, br., 24.80 DM.

Eine Auswahl von mehreren Tausend Hilferufen von jungen Frauen und Männern, Eltern, Eheleuten, Alleinstehenden sind jetzt im Buch »Unter vier Augen - Liebesbriefe aus zwei Jahrzehnten« veröffentlicht. Jeder Brief ist einmalig und doch typisch für das Leben in der DDR. Auffällig ist, daß viele Frauen u.a. durch ihre Unabhängigkeit und Selbständigkeit einen hohen Maßstab an Partnerschaft legten, den die meisten Männer nicht erfüllen konnten. Zwischen gepriese-

ner Gleichberechtigung und noch fest verankerten Rollenklischees klafften tiefe Lücken. Doch eine unerfüllte Liebe zu leben, das lehnten DDR-Frauen ab. So wurden 80 Prozent aller Scheidungen von Frauen eingereicht.

Auf Antwortbriefe hat die Autorin im Buch verzichtet. Obwohl sie von großem Interesse wären. Die »Kummerkastentante«, wie Jutta Resch-Treuwerth gern betitelt wurde, benannte Probleme, auch wenn diese vermeintlich nicht in eine »Gesellschaft von hoher Moral« paßten. So war sie in der DDR eine der ersten Journalistinnen, die z.B. mit Homosexualität öffentlich umgingen.

Simone Schmollack

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -