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Nicht höher als der nächste Kirchturm

  • Lesedauer: 2 Min.

Heute ist auch Ali Kilinc gekommen, um die deutschen Besucher zu begrüßen. Er spricht abwechselnd türkisch und englisch, denn er ist erst seit Dezember in Berlin, als offizieller Attache und damit als Vorgesetzter aller DITIP-Moscheen in der Stadt. »Wir sind beauftragt, uns um das religiöse Wohlergehen unserer Landsleute hier zu kümmern«, erläutert der junge Ufuk Topkara, der Kilinc übersetzt und ansonsten für die Öffentlichkeitsarbeit der Vereinigung zuständig ist. Wie Schülzke will er Vorurteile gegenüber Islam und Muslimen abbauen. Beide sind überhaupt nicht mit der Berichterstattung der deutschen Presse zu diesen

Themen einverstanden, die eine regelrechte »Islamphobie« schüre.

Ansonsten haben beide nicht viel gemein. Während Schülzke betont, daß die Mevlana-Moschee schon da war, bevor der türkische Staat sich um die Gastarbeiter zu kümmern begann, und sich nicht von den DITIP-Leuten verwalten lassen will, meint Topkara: »Solange sie einen türkischen Paß haben, sind wir auch für sie zuständig.« In die neue Friedhofsmoschee, deren Bauplan mit den beiden 29 Meter hohen Minaretten und Platz für 5 000 Betende schon aushängt, wird Schülzke wohl nicht kommen. Denn die alte, Mitte der 80er Jahre errichtete Moschee weicht einem größeren Bau. Eigentlich sollten die Minarette ja 43 Meter hoch werden. Aber »die Bürokratie«, läßt Topkara kryptisch durchblicken, habe das verhindert. Man könne auch sagen, sagt er nach mehrmaligem Nachbohren, »evangelische Menschen«. Man kennt das aus westdeutschen Städten: Das Minarett der Moschee soll eben nicht höher sein als die nächste Kirche.

So bleibt das Versprechen Friedrich II. von 1740 weiter unerfüllt, auch wenn seither aus ein paar türkischen Soldaten 450 000 Berliner Muslime geworden sind: »Alle Religionen sind gleich und gut, wenn nur die Leute, die sich zu ihnen bekennen, ehrliche Leute sind. Und wenn Türken und Heiden kämen und wollten hier im Land wohnen, dann würden wir ihnen Moscheen und Kirchen bauen.«

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