Orpheus in der Tanzwelt
Es erstaunt immer wieder, welch überraschend neue räumliche Wirkungen sich dem alten Kreuzberger Ballhaus Naunynstraße abgewinnen lassen. Diesmal spielt der sonst wohl nie oder kaum genutzte Balkon als Bar namens »Hades« mit, nachdem hier für »Fragment Orfeo« vom
Tanztheator Olga-Elena Ost vSängerin Sandrina Ost (Mezzo) sympathisch schlicht die »Orpheus-Arie- »Ach, ich- habe sie verloren« (im italienischen Original) aus der Gluck-Oper gesungen hat.
Später kommt Musik von Sebastian Sommer zum Zuge. Zum Teil als Percussion mit Keyboardklängen, leicht skurril dann in den Gesängen der Persephone (Beate Kortenkamp), die als Totenwie Fruchtbarkeitsgöttin so etwas wie das gehobene Gegenstück zu Eurydike darstellt. Zu einem Nebeneinander kommt es aber nicht, weil Eurydike nicht aus der Unterwelt errettet wird. Denn ihr Orpheus (Edsel Scott) fühlt sich mehr zur Tänzerin als zur Frau Eury-
dike hingezogen (Sibylle Günther; mit Scott zugleich für die Choreographie verantwortlich). Dieser Orpheus liebt vor allem den Tanz und sich als Tänzer So kommt es nicht zu der Geliebten Wiederkehr Dafür kann sich »Orpheus Hades« (Schauspieler Riccardo Pedroza de Lima) als Macho Eurydike nähern. All das geschieht auf eine durch Filmoinblendungen auf zwei gro-ßen Leinwänden (Ausstattung Alexander Jung/Dirk Otterstedde) ergänzte imposante Lesart, die viel Premierenbeifall fand.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.