Der lange Weg zum Denkmal

In Berlin wird an die ermordeten Sinti und Roma erinnert

20 Jahre vom Beschluss bis zur Realisierung: Am 24. Oktober will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas einweihen.

Die Einweihung fällt in eine Zeit, in der besonders in Osteuropa und von dort nach ganz Europa emigrierte Roma nicht selten um ihr Leben fürchten müssen. In Ungarn werden regelmäßig ganze Dörfer von Faschisten belagert und angegriffen, in andern Ländern werden »illegale« Siedlungen plattgewalzt.

Und Deutschland schiebt Roma in eine ungewisse Zukunft nach Kosovo ab, während in Zeitungen und Fußballstadien der »Zigeuner« immer noch als Feindbild herhalten muss. Am Rassismus gegenüber Sinti und Roma hat sich seit dem Ende der NS-Zeit wenig geändert. Vergessen scheinen die mehreren Hunderttausend Menschen, die als »Zigeuner« dem Rassenwahn der Nazis zum Opfer fielen.

In Berlin erinnert künftig das zentrale Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas, an deren Verfolgung. Am 24. Oktober soll das Werk des Künstlers Dani Karavan von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) tatsächlich eingeweiht werden, wie die Bundesregierung am Montag bekanntgab. »Das technisch anspruchsvolle Denkmal konnte nun fertiggestellt werden.«

Endlich. Die unansehnliche Baustelle in Berlin-Tiergarten zwischen Brandenburger Tor und Reichstagsgebäude erinnerte in den letzten Jahren nämlich vor allem daran, wie lange es dauern kann, bis ein Denkmal fertig ist. Dieses für die ermordeten Sinti und Roma sollte 2009 sein. Bereits 1992 hatte die Bundesregierung eine Errichtung beschlossen.

Doch Auseinandersetzungen zwischen dem Zentralrat deutscher Sinti und Roma und der Sinti Allianz Deutschland um die genaue Bezeichnung der Opfer in der Widmungsinnschrift (anstatt dieser gibt es eine »Chronologie des Völkermords an den Sinti und Roma«) und Unstimmigkeiten zwischen Künstler und den Bauausführenden über die Umsetzung hielten das Vorhaben auf. Finanziert wird der Bau vom Bund, das Land Berlin stellte das Grundstück zur Verfügung und die Betreuung übernimmt die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

»Opferverbänden und Politik ist es gemeinsam gelungen, mit dem Denkmalentwurf von Dani Karavan eine für alle Opfergruppen angemessene Form des Gedenkens und Erinnerns an die nationalsozialistischen Verbrechen an Sinti und Roma zu finden«, so Kulturstaatsminister Bernd Neumann. 20 Jahre nach dem Beschluss, 67 Jahre nach dem Ende der NS-Verbrechen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -