Internet-Wolke über der Börde
Telekom will bei Magdeburg ihr größtes deutsches Rechenzentrum errichten - in drei Jahren könnte es fertig sein
Magdeburg. Die Deutsche Telekom baut unweit von Magdeburg das größte Rechenzentrum Deutschlands. Es sei ein Projekt in noch nie da gewesener Größenordnung, sagte der Geschäftsführer von T-Systems, Ferri Abolhassan, in dieser Woche bei der offiziellen Grundsteinlegung in Biere, einem Ortsteil von Bördeland.
In dem Komplex sollen auf Servern Daten für Firmen oder auch Privatleute gespeichert und verarbeitet werden. Eigene Glasfaserleitungen zu den Hauptschlagadern des Internets ermöglichen schnelle Zugriffe von jedem Punkt der Welt. In der Informationstechnologie wird diese Struktur gerne »Internet-Wolke« oder englisch »Cloud« genannt.
Das Baugrundstück ist 150 000 Quadratmeter groß, das entspricht rund 30 Fußballfeldern. Es liegt relativ zentral in Deutschland in einem Gebiet, das traditionell vor allem wegen seiner guten Ackerböden und dem Zuckerrüben- und Kartoffelanbau bekannt ist.
In einem ersten Schritt sollen ab 2014 rund 5000 Quadratmeter für Server zur Verfügung stehen. In den folgenden Jahren sollen weitere Module ergänzt werden und den Komplex mit rund 30 000 Quadratmetern für die Rechner zum größten Rechenzentrum Deutschlands machen.
Wann die nächsten Bauabschnitte folgen, will die Telekom von der Nachfrage der Kunden abhängig machen. Abdolhassan sagte der dpa, er rechne persönlich damit, dass nach drei Jahren der Endausbau vollendet sein wird. Zu den Kosten für das Projekt, bei der die Telekom das Gebäude von Investoren bauen lässt und dann mietet, machte das Unternehmen keine Angaben. Auch die Höhe der staatlichen Förderung wurde nicht genannt. Abdolhassan sagte aber, allein die Inneneinrichtung werde in der Endausbaustufe einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag kosten.
Die Telekom betreibt nach eigenen Angaben bereits in Magdeburg das größte Rechenzentrum in Ostdeutschland. Beide Zentren sollen künftig technisch zusammengeschlossen werden, damit Daten parallel an zwei Orten gelagert werden und damit selbst beim kompletten Ausfall von Rechnern oder Leitungen an einem Standort noch verfügbar sind. An beiden Standorten zusammen sollen 130 neue Arbeitsplätze entstehen, davon 100 in Biere.
Bis zum Endausbau könnte die Telekom allerdings auch von anderen Anbietern bei der Rangliste der größten Rechenzentren überholt werden - zumal es schon Zentren mit 25 000 Quadratmetern gibt. »Es geht uns nicht um Rekorde«, sagte Abolhassan dazu. Der Superlativ sei eher ein »marketingmäßiger Seiteneffekt«. Ziel seien vielmehr möglichst niedrige Kosten - und hier habe der Standort bei Magdeburg sich international durchgesetzt.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sprach bei der Grundsteinlegung von einem deutlichen Zeichen, dass der Standort Mitteldeutschland im Vergleich zu Kanada oder Indien »nicht so schlecht« sein könne. »Mit dem neuen Rechenzentrum der Telekom spielt Sachsen-Anhalt europaweit künftig in der ersten Liga der IT-Standorte«, erklärte Haseloff. Die Ansiedlung der Telekom war noch 2010 in seiner Zeit als Wirtschaftsminister vereinbart worden.
Der Markt für das sogenannte »Cloud«-Computing ist in den letzten Jahren kräftig gewachsen. Früher hatten Firmen oftmals Großrechner im Keller oder speziellen Räumen stehen, heute mieten sie häufig je nach Bedarf Speicher- und Rechenkapazität in einem Rechenzentrum. Dies senkt die Kosten und kann die Zuverlässigkeit deutlich erhöhen.
Auch die Verbraucher nutzen die Technik zunehmend, wenn sie etwa Bilder, Videos oder Musik zentral über das Internet speichern oder wenn ihre Handys im Hintergrund Sicherheitskopien von Telefonverzeichnissen in der »Cloud« speichern.
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