Geringe Durchlässigkeit und hohe Selektionshürden
Nicht nur der Bildungsforscher Klaus Klemm kritisiert das deutsche Schulsystem wegen seiner geringen Durchlässigkeit und den hohen Selektionshürden. Eine letzte Woche von der Bertelsmann-Stiftung vorgestellte Studie kommt zu einem ähnlichen Ergebnis wie Klemm. Demnach sind im Schuljahr 2010/11 rund 50 000 Schüler von Klasse fünf bis zehn auf ein niedrigeres Niveau wie Real- oder Hauptschule herabgestuft worden. Nur rund 23 000 schafften es nach oben.
Am ungünstigsten ist das Verhältnis in Niedersachsen mit mehr als zehn Absteigern pro Aufsteiger. In Hessen sind es neun Ab- auf einen Aufsteiger, in Berlin sieben, in Nordrhein-Westfalen knapp sechs. Die ostdeutschen Länder mit ihren zweigliedrigen Schulsystemen liegen im Mittelfeld beim Verhältnis der Auf- zu den Absteigern.
Den Spitzenplatz belegt Bayern, nur hier gibt es etwas mehr Auf- als Absteiger. Die Bertelsmann-Forscher führen das u.a. darauf zurück, dass Aufsteiger von der Hauptschule in der Regel die fünfte Klasse in den weiterführenden Schulen wiederholen müssen. Für empfehlenswert halten sie dieses Verfahren nicht.
Auch bei den Klassenwiederholungen unterscheiden sich die Länder. So weist hier etwa Bayern eine Quote von 2,8 Prozent auf, wohingegen es in NRW nur 1,4 Prozent sind. Besonders hoch ist der Anteil der Sitzenbleiber im Kurssystem des Gymnasiums in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Während an den Gymnasien insgesamt die Wiederholungsquote bundesweit zwischen 1,4 und 3,8 Prozent liegt (Zahlen von 2007, Quelle: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) mussten in diesen beiden Bundesländern in den vergangenen Jahren fast jeder zehnte Schüler die 11. Klasse wiederholen. nd/dpa
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.